Genickjoch, Schäppeljoch
Vor- und Nachteile des Genickjochs
Unbestreitbare Vorteile eines Genickjochs:
- einfache Herstellung
- Steuerung ohne weitere Zäumung möglich
- direkte, sehr kurze Anspannung der Last ohne weitere Zugseile, Ketten etc.
- weniger Gewicht bei Waldarbeiten, kein Ortscheit, kein Wagscheit, keine Möglichkeit damit am Waldboden hängenzubleiben
- in steilem Gelände braucht es nur einen Fuhrmann bei Benutzung des Doppeljochs (das gilt auch für die Hals- und Widerristdoppeljoche), mit Einzelgeschirren benötigt man zT. zwei Arbeitskräfte
- schnelleres Anlernen junger Rinder bei Benutzung des Doppeljochs (auch das gilt für die Hals- und Widerristdoppeljoche)
Damit einhergehende Nachteile:
- setzt Hörner voraus
- die zwingendermaßen feste Schnürung mit dem Lederriemen kann zu Druckstellen führen
- das Rind muß Kopf und Hals steif halten bei der Arbeit, kann also keine Fliegen abwehren und nicht "in die Kurve" gehen
- die Erschütterungen des Wagens / des gezogenen Gerätes pflanzen sich unmittelbar auf den Kopf des Rindes fort und können zu Hornabbrüchen führen
- ungleich große Rinder und Zugtiere quer am Hang müssen den Kopf schräg und verdreht tragen
- das Genick, die Auflagestelle am Tier, muß penetrant sauber gehalten werden, sonst entstehen schnell wunde Stellen
Vor allem die Nachteile führten zu einem Verbot in Deutschland dieser Jochart im ersten Reichstierschutz-Gesetz von 1933. Im Zuge der kriegsbedingten Mangelwirtschaft wurde am 29. Juli 1943 vom Reichsminister des Inneren per Runderlass erklärt, daß eine weitere Benutzung nicht zu beanstanden sei. Der folgende Auszug ist 1955 die Aufhebung dieses Runderlasses nach dem Krieg durch das damalige Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Es empfahl den Ländern wiederum ein Verbot, welches letztendlich durch die Entwicklung der Traktoren in den Hintergrund geriet.
Völlig entfallen ist eine Beschäftigung mit jeglichen Anspannungsarten in namentlicher Erwähnung im aktuell gültigen Tierschutz-Gesetz. Dort heißt es aber im 1. Paragraphen:
Weite Verbreitung und intensive Nutzung besonders für schweren Zug findet diese Jochart heute noch in Frankreich, Kanada und den Spanisch- bzw. Portugiesisch-sprechenden Ländern. Dort hat sich z.T. eine spezielle Technik zur Nutzung dieser Jochart beim Holzrücken gebildet: vor dem Transport eines Baumstammes wird dieser mit Hilfe der Köpfe etwas angehoben. Das funktioniert nur mit einem Genickdoppeljoch und verringert dadurch die notwendige Zugkraft in der Anfangsphase.