Genickjoch für 3 Rinder
Die Herstellung eines solchen Jochs, vermutlich in Mittelamerika
Das erste Mal bekam ich ein Genickjoch für 3 Rinder in einem Film von Olivier Courthiade "Envoie Le Petit...!" (Schickt die Kleinen...!) zu sehen.
Untertitel: "Variationen über das Thema der Ochsenausbildung in den Ariège-Pyrenäen zu Beginn des 21. Jahrhunderts"
Das anfangs im Strohfeuer behandelte, frisch hergestellte Genickdoppeljoch ist ein Schalenjoch mit extra breiter Auflage. Die kurze, sehr heiße Hitze verschließt die Poren des Holzes und macht es haltbarer gegen Witterungseinflüsse. Ab 5.55 wird die Arbeit mit dem 3-er Joch gezeigt. Das mittlere Tier läuft etwas nach hinten versetzt, das gibt ihm ein Gefühl von Sicherheit. Wenn Rinder gar nicht mehr wissen was von ihnen erwartet wird legen sie sich hin. Das ist auch hier zu beobachten. Ich mache dann das was hier auch gezeigt wird: erst einmal nichts. Mit ein bißchen Zeit zum Nachdenken ist dem Neuling oft schon geholfen und er steht wieder auf. Das klappt hier nicht, der Schüler braucht zum Aufstehen den Kopf frei zum Schwung holen. Also wird er losgebunden. Er kommt aber immer noch nicht hoch weil seine Beine höher liegen als sein Bauch. Zum Aufstehen muß er sie aber unter dem Bauch einstemmen. Also über den Rücken gerollt, damit er mit seinen Beinen bergab liegt und schon geht es.
Weitere interessante Ausschnitte im Video: Mulis im Gatterjoch als Vorspann vor einem Ochsenteam. Bei 21.00 kann man kurz die Schlingentechnik sehen wenn mit einem Leitseil am Ohr gearbeitet wird.
Yokes for Three Cows - Vanished Technique for Breaking in Cattle in La Sierra Norte of Madrid
Diese spannende Abhandlung von José Luis Mingote Calderón, veröffentlicht in "Tools and Tillage" Vol VII, 1, 1982, beschreibt den Zusammenhang zwischen diesem ehr selten gefundenen Joch und seinen sozialen Wechselbeziehungen.
Ferdinand II, der Katholik, wählte das Joch für drei zum Anlernen von Rindern als Symbol zu seinem persönlichen Wappen. Nachdem er die rebellischen Adligen gezähmt hatte und als das Land befriedet war, kehrte er zu dem alten Symbol zurück: das Joch mit dem Gordischen Knoten von Alexander dem Großen. Später, als die Adligen erneut revoltierten, wählte er erneut das Joch der drei Tiere zur Zähmung. Eine sehr klare symbolische Botschaft. Der obige Autor hat ein Buch zu diesem Thema geschrieben, auf Spanisch.
In seiner Abhandlung über das Joch für 3 Kühe (wohlgemerkt Kühe, denn ähnlich wie bei uns waren auch in Spanien Kühe die Arbeitstiere mehr noch als Ochsen, weil sie zudem Milch gaben und Kälber großzogen) beschreibt der Autor ein Forschungsprojekt in der Sierra Pobre, nördlich von Madrid gelegen. Dort wurden 1988 Daten erhoben zum Thema traditionelle Landwirtschaft, Nutztiere, im besonderen alte Gerätschaften und Werkzeuge, die teilweise schon verschwunden waren. Dabei wurde ihnen von Jochs für 3 Rinder erzählt, aber erst 2 Jahre später in Manjirón sahen sie eins; ganz offenbar eine Seltenheit, die zu weiterer Forschung inspirierte. Obwohl viele Landwirte inzwischen mit Traktoren arbeiteten gab es immer noch welche, die Zugrinder anspannten, ganz so wie 1940-50. Entsprechend hat sich das Wissen um die Ausbildung der Rinder reduziert. Weil das Gebiet der Untersuchung klein war, aber auch weil nur sporadisch mit solchen Jochen gearbeitet wurde, finden sich wenig Hinweise in der Literatur dazu. Es gibt aber Schriften über den unterschiedlichen Gebrauch von bestimmten Jochen, u.a. zum Transport mit dem sogenannten "carro chillón", das ist ein Karren bei dem sich nicht nur die Räder, sondern die gesamte Achse dreht. Im Untersuchungsbereich gibt es 2 Arten von Dörfern: einmal diejenigen die nur mit Rindern arbeiten und dann die, die auch Mulis und Esel einspannen, letzteres manchmal sogar mit Rindern als gemischtes Team. Während Esel und Mulis gern für Transporte herangezogen wurden, war es den reicheren Landwirten vorbehalten, solche Tiere und einen entsprechenden Karren zu stellen. Dort wo es keine Wege gab, die breit genug für Karren waren, wurden alle Güter und Ernten exklusiv von Mulis und Eseln getragen. Aber egal in welchem Dorf, immer wurden alle Tierarten beim Dreschen eingespannt, Kühe als Zweierteams, Esel und Mulis allein vor den Dreschschlitten (trillos). Ochsen wurden, wenn überhaupt, vor allem für Transporte genutzt. Nur selten kamen Bullen in den Zug. Der Autor geht auf die verschiedenen Genickdoppeljoche ein und wie vor allem 4 Arten für unterschiedliche Arbeiten verwendet wurden.
Die Ausbildung der Zugrinder begann im Alter zwischen 2 und 3 Jahren, unter anderem weil die Hörner bis dahin eine gewisse Größe und Festigkeit hatten. Noch älter hat man Rinder ungern angelernt, weil sie dann schon unliebsame Eigenheiten entwickelt hatten. Diese Ausbildung fand auch im Doppeljoch statt, mit einer kräftigen, alten Kuh als Meister. Allein das Angebundensein im Stall hat den Jungrindern schon Respekt vor dem Führstrick gelehrt. Die Schulung zweier Jungrinder gemeinsam ergab ein besser zusammen arbeitendes Team. Wenn die Tiere einmal an das Joch gewohnt waren wurde ein Ast, später ein Baumstamm, mit einer Kette angehängt. Dann erst erfolgte der Einsatz beim Pflügen. Immer sollte ein Mann von vorn das Team leiten. Beim Dreschen wurde das neue Tier außen eingespannt, denn innen lief die erfahrene Kuh, geleitet mittels einem Seil um das Ohr. Das Arbeiten vor einem Karren erfolgte ganz zum Schluß. Tunlichst hat man versucht die Tiere auf beiden Seiten anzulernen, so fiel es leichter wenn man ein Tier ausleihen mußte oder unterschiedliche Arbeiten nach anderen Kräfteverhältnissen verlangten. Ein Klauenbeschlag fand nur bei Tieren statt, die Transporte verrichteten oder pflügten.
Was das Joch für 3 Rinder angeht wurde es vor allem für ältere, rebellische Tiere genutzt. Im Allgemeinen hat man sich mit solchen Tieren auch mehr Zeit gelassen und mehr Geduld geübt. Fast nie kamen diese Joche für Zugzwecke zum Einsatz. Sie gehörten dem Dorf oder einem bessergestellten Landwirt und konnten kostenlos ausgeliehen werden. Zuletzt zählt der Autor alle spanischen, autonomen Gemeinschaften auf mit Literatur zu solchen Jochs. Er stellt fest, daß solche Joche für 3 Rinder in Portugal nicht nachgewiesen werden können, aber vereinzelt in Frankreich.