Widerristdoppeljoche aus Slowenien
Im April 2023 durfte ich die Asservaten-Kammer des Ethnographischen Museums in Ljubljana besuchen. Was für Schätze zum Thema Rinder-Anspannung dort im Keller lagern! Mehr zu dieser Joch-Sammlung an anderer Stelle...
In diesem Zusammenhang haben mich die für die Joche zuständigen Damen ins slowenische Hinterland mitgenommen. Wir konnten in der Gegend von Mislinja einen Landwirt besuchen, der noch heute mit Ochsen seine Felder bearbeitet, explizit diejenigen Arbeiten mit ihnen erledigt, die er mit dem Traktor nicht machen kann. Das mag am vom Wetter aufgeweichten Boden liegen, weil das Areal zu steil ist oder weil die Arbeit im Holz mit Ochsen einfacher von der Hand geht. Im Sommer schickt er alle seine Rinder, bis auf seine beiden Arbeitsochsen, auf die Alm. Das stellt ihn frei für die anfallenden Feldarbeiten. Das Gelände, das er bearbeitet, ist durchaus schwierig, im Vorgebirge gelegen. Als wir hinfuhren waren überall noch Muren und umgestürzten Bäume vom letzten großen Sturm zu sehen.
Die drei unterschiedlichen Joche, die er uns vorgestellt hat, sind alle von ihm selbst gemacht. Wie jeder Handwerker, der etwas auf seine Kunst hält, hat er diese Gebrauchsgegenstände verziert. Die Kerbschnitzerei findet sich als Sonnensymbol in der Mitte der Joche oder bogenförmig über den Halsauflagen. Überraschend wie dünn die Jochbäume sind bei doch recht hohen Zugkräften durch den schweren Boden und bei der Waldarbeit. Interessant auch die Anbringung der Führleine um die Hörner der Ochsen. Gearbeitet wird mit unbeschlagenen Tieren.
Hier zuerst das tägliche Arbeitsjoch, greifbar an der Stallwand aufgehängt. Das rechte Ende des Jochbaums ist weggebrochen. Der Spillenbogen des linken Tieres wurde erneuert. Dazu wurde entsprechend gewachsenes Holz benutzt, der Maserungsverlauf ist identisch mit dem Bogen. Eiserne Klammern, heiß auf den Jochbaum aufgeschmiedet, verhindern ein Spalten des Holzes durch die Drehkräfte des Spillenbogens. Der Zugpunkt ist einfach gestaltet, die Deichsel wird mit einem Lastenband getragen und mittels hölzernem Jochnagel befestigt. Ein einfaches, schmales Zierband über der Halsauflage vorn gibt auch diesem Joch ein gewisses Selbstbewußtsein.
Das Joch zum Pflügen der stellenweise sehr steilen Felder ist übermäßig breit gebaut. So wird verhindert daß der an der Hangseite oben laufende Ochse in die frische Pflugfurche tritt. Das setzt ein sehr gut eingearbeitetes Team voraus sonst treten unerwünschte Hebelwirkungen auf. Treten die beiden Ochsen nicht wirklich zugleich an kommt es zum "Sägen". Wie man erkennen kann bleiben die Spillenbögen im Jochbaum während die eisernen Spillen, die seitlich den Verschluß beim Einspannen der Tiere bilden, von Joch zu Joch wandern. Dieses Joch hat eine Sonne als Verzierung am Zugpunkt in der Mitte hinten. Angespannt wird auch hier mit einem Lastenband. Die beiden Schlitze dafür liegen unmittelbar vor der Sonnenschnitzerei. Die Spillenbögen sind mittels Holzpflöcken verstellbar und das schmale Band über der Halsauflage ist mit weiterer Kerbschnitzerei verziert.
Das neuere Arbeitsjoch entspricht in seinen Maßen dem ersten. Deutlicher ausgearbeitet die kerbgeschnitzte Sonne hinter dem zum Ring geknoteten, doppelten Seil mit dem hölzernen Jochnagel. Auch das schmale Band über der Halsauflage hat eine verbesserte Ausführung bekommen. Gut angelegt die Auflagen für Hals und Widerrist. Das versetzte Anbringen der Pflocklöcher im Spillenbogen schwächt das Holz weniger als wären die Löcher unmittelbar übereinander.