Zahnwechsel
Fressen Ihre Tiere gerade schlecht? Sind sie zwischen 1 und 3 Jahre alt? Wickeln sie oder spucken sie Ihnen das Wiedergekaute vor die Füße anstatt es abzuschlucken? Riechen sie eitrig aus Mund und Nase? Der Grund könnte sein, daß sie gerade Milchzähne verlieren und die bleibenden Zähne durchbrechen. Aber fangen wir von vorn an ...
Rinder haben ein Pflanzenfressergebiss, die Backenzähne eignen sich hervorragend um pflanzliche Fasern zu zerreiben und zu zermahlen. Dafür haben sie (ganz anders als wir Menschen) scharfe Grate und Leisten auf ihren Kauflächen, man spricht von "selenodont". Bei Rindern fehlen im Oberkiefer sowohl Schneide- als auch Eckzähne. Diese ersetzt die sogenannte Dentalplatte, bestehend aus vielen Schichten verhornter Schleimhaut. Auch der Unterkiefer hat vorn eine Besonderheit: die Eckzähne stehen unmittelbar am äußeren Rand der Schneidezähne und haben sich diesen angepaßt. Diese Zähne haben eine assymetrische, schaufelförmige Krone und sind an der Lippenseite recht scharfkantig. Beim Kalb überlappen sie sich regelmäßig wie Dachziegel, stehen aber beim erwachsenen Unterkiefer in Reihe. Ihre runde Wurzel sitzt nicht wirklich fest im Knochen, deswegen wackeln diese Zähne auch bei älteren Tieren. Die Backenzähne des Rindes wachsen während des Lebens so wie sie abgenutzt werden an der Wurzel nach. Sie sind 2- oder 3-wurzelig, im Unterkiefer schmaler als im Oberkiefer und stehen lückenlos in Reihe. Die Zähne von Ober- und Unterkiefer bilden gegenseitige Kontaktflächen und werden unregelmäßig spitz abgenutzt wenn diese Kauflächen nicht zueinander passen. Selbst die Grate und Leisten sind aufeinander abgestimmt für ein optimales Ergebnis beim Wiederkauen. Des weiteren hat es erhebliche Unterschiede was die Breite des Unter- bzw. Oberkieferbogens angeht. Das Kauen kann aus anatomischen Gründen immer nur auf einer Seite statt finden und das Tier muß die Seite regelmäßig wechseln.
Das Milchgebiss ist i.d.R. bei der Geburt durchgebrochen, bei spätreifen Rassen kommen die Prämolaren (vorderen Backenzähne) manchmal auch erst in der dritten Woche zum Vorschein. Mit einem halben Jahr erscheinen die ersten Molaren (hintere Backenzähne), das sind gleich bleibende Zähne, die nicht mehr gewechselt werden. Die jeweils zweiten und dritten Molare kommen mit 1-1,5 Jahren bzw. 2-2,5 Jahren. Bis letztere soweit sind, fängt vorn der Wechsel der Milchzähne an: der jeweils innerste Schneidezahn wechselt mit 14 Monaten (späte Rassen mit 25 Monate), der mittlere mit 17 (bzw. 33) Monaten, der äußere Schneidezahn mit 22 (bzw. 40) Monaten und wie wir oben schon gelesen haben kommt noch der identisch aussehende Eckzahn mit 32 (bzw. 42) Monaten. Die vorderen Backenzähne (Prämolare) wechseln ab dem 2. Lebensjahr und auch bei späten Rassen sollten mit 34 Monaten keine Milch-Prämolare mehr vorhanden sein.
Offenbar ist gerade mit 2 bis 3 Jahren der Zahnwechsel in vollem Gang, sehen wir unseren Tieren also nach, wenn es zu dieser Zeit Tage gibt, wo sie abwesend erscheinen und Kommandos nicht sofort befolgen!
Zahnformeln
Milchgebiss: - - - - p2 p3 p4
i1 i2 i3 c1 p2 p3 p4
bleibendes Gebiss: - - - - P2 P3 P4 M1 M2 M3
I1 I2 I3 C1 P2 P3 P4 M1 M2 M3
Hanna beim Wiederkauen
Gut zu sehen, wie sie bei jedem Wiederkauakt nur eine Seite benutzt, hier zufällig zweimal die linke Seite. Wenn es ca. 50-60 Wiederkauschläge pro Minute sind, bewegen wir uns im grünen Bereich und es wird genug Speichel zum Puffern des pH-Wertes im Pansen gebildet.