Genickdoppeljoch

Genickdoppeljoch

Herstellung eines Genickdoppeljochs in in Alsasua (Navarra), Spanien

Es besteht aus einem Jochholz bzw. Jochbaum (meist zwischen 110cm bis 180cm) welcher mittig eine Ankopplungsmöglichkeit für die Last vorsieht; als sog. Wid, auch Wit (vermutlich benannt nach der Weide aus welcher der Ankopplungsring geflochten war) dienen auch ein U-förmiger Eisenring, doppelte Eisenbügel, eine Kette, ein Seil, ein Lederring oder ein Ochsenziemer; wird Leder benutzt ist es in der Regel das Schwanzleder einer Rinderhaut.

Die Ankopplung der Deichsel/Anzen/Ziata erfolgt mit einem Jochnagel aus Holz oder Eisen. Der hölzerne Jochnagel wird gewöhnlich aus Hartriegel-Holz geschnitzt, einem Holz das als zäh bekannt und weit verbreitet ist. Hölzerne Jochnägel halten am längsten, wenn die Wit nicht aus Metall ist - und umgekehrt. Mit eiserner Wit muß auch der Jochnagel aus diesem Material sein, sonst nutzt er zu schnell ab; früher handgeschmiedet und verziert durfte der Nagel nicht verloren gehen oder verschenkt werden, das bedeutete Unglück für den Hof.

An den Enden des Jochbaums (aus Ahorn, Buche, Esche, Linde, Weißbuche) befinden sich die ausgesparten Auflageflächen im Holz für das Genick der Tiere, diese Wölbung muß individuell ausgearbeitet und sorgfältig glatt geschliffen werden. Bildet diese Wölbung eine hervorstehende Fläche spricht man von einem Schalenjoch, vor allem im süddeutschen Raum und Österreich zu finden.

Einkerbungen für die etwa 2m langen Riemen mit denen dieses Joch befestigt wird finden sich auf beiden Seiten neben der Auflagefläche; die eigentliche Fixierung dieses Jochs geschieht an den Hörnern, wobei die Riemen durchaus auch mehrfach über die Stirn laufen bevor sie mit einem (halben) Webeleinstek an einem am Joch vorstehenden Holzzapfen verknotet werden; um die Gefahr von Druckstellen zu mindern, werden teilweise Jochkissen (Bauschen) unterlegt; diese liegen auf dem Genick, der Stirn und/oder sogar unter den Hörnern, sind mehr oder weniger dick gepolstert und von lokal unterschiedlicher Form; teilweise dienen die Stirnpolster gleichzeitig der Fliegenabwehr und sind dafür mit Lederfransen bestückt. Einem ähnlichen Zweck dienten vermutlich die Dachsfelle, Dachsschwarten, die über dem Jochansatz am Kopf befestigt wurden? Da Dachsfett zur Wundheilung geschätzt wurde, mag auch das eine Erklärung sein ...

Das Leitseil - wenn überhaupt bei dieser Anspannung eins in Gebrauch ist - kann direkt am vorderen Deichselende oder einem Horn bzw. einem Ohr der Rinder angebracht werden.

In einem Artikel in der "First Edition" von 1785 der "Society for The Encouragement of Arts, Manufactures, and Commerce" (pdf, 2,87MB) beschreibt ein James Black aus Morden, Dorset, UK warum er das Römische Ochsenjoch auf seinem Hof eingeführt hat. 1776 hat der Herr dafür die Gold Medaille bekommen. In diesem Artikel erzählt er wie er nach Jahren der Arbeit mit diesem Joch im Ausland zu Hause beschloß es auszuprobieren. Er hat seine beiden knapp 3-jährigen Jungbullen kastriert und nach 14 Tagen das erste Mal eingespannt. Zusammen mit 2 Altochsen, die jahrelang in Widerristjoch gearbeitet hatten, mußten sie diverse landwirtschaftliche Tätigkeiten erledigen. James Black vergleicht die Arbeitsleistung mit der eines 4er Gespanns Pferden und ist äußerst zufrieden. Vor der Egge scheinen Ochsen und Pferde fast gleich schnell zu arbeiten. Vor dem Pflug (schon 4 Wochen nach der ersten Arbeit) schaffen sie immerhin 3/4 der Pferdeleistung, aber James Black entschuldigt das mit dem erstens ungewohnten Joch für die Altochsen und zweitens mit den noch nicht ausgewachsenen Jungochsen, die zudem nicht wirklich gut zusammen passen als Team. Gefüttert wird Wiesenheu und für mehr Leistung Rüben. Er beschreibt und skizziert wie die Ochsen den Kopf weit herunternehmen müssen um mit dem bisher genutzten Widerrist-Joch zu arbeiten. Er erwähnt auch die zT. schmerzhaften Schwielen, die das Widerrist-Joch hinterläßt, ein Problem das dem Genickjoch fehlt. Er schreibt von Kummets und daß sie sehr schwierig zu benutzen seien, u.a. weil sie reiben. Er erwähnt Bordeaux, wo das Tagespensum für ein Ochsenteam drei 300l-Fässer (hogsheads) Wein etwa 20-24km täglich hin und zurück in die Stadt ist. Damals wurden die Ochsen mit etwa 3 Jahren gelegt, dann zum Arbeiten eingesetzt bis sie 10-12 Jahre alt waren, danach gemästet und geschlachtet. Seiner Meinung nach das beste Fleisch. James Black erklärt anhand einer Skizze, warum das Genickjoch seiner Meinung nach das Gleichgewicht des Wagens besser erhält. Auch mit der Fliegenplage beschäftigt er sich: mit einem Netz sei den Tieren geholfen. Er empfiehlt die Kombination des Jochs mit einem Kippkarren zu 1,5t Ladegewicht pro Ochsenteam. Und er vergleicht die Kosten mit denen von Pferden: Ochsen seien halb so teuer und würden, wenn nicht mehr arbeitsfähig, noch gut für ihr Fleisch bezahlt.

Genickdoppeljoche aus Deutschland

Genickdoppeljoch / Schalenjoch aus Pretzen/Erding (Bayern)

Genickdoppeljoch aus Pretzen von vorne

Das hier zu beschreibende Genickjoch kommt aus Pretzen, einem Vorort von Erding in Oberbayern. Es kam zusammen mit einem Stirnjoch und erzählt uns so, daß in diesem Betrieb Rinder einzeln, aber auch zu zweit angespannt wurden. Das Joch ist 126cm breit, in der Mitte 15cm hoch und maximal 9cm tief (an den Auflagen/Schalen). Es ist aus einem Stück Holz geschnitzt, mit einem eisernen Zugring (Wit), einem handgeschmeideten, eisernen Schutz des Holzes dort und weist noch Reste von den Lederriemen zur Befestigung an Hörnern und Stirn der Tiere auf. Diese Riemen waren 2,5cm breit und 0,3cm dick. Irgendwann wurden sie abgeschnitten und eine anderen Verwendung zugeführt. Auch die Polster fehlen. Die Riemen sind am Joch angenagelt, mittels jeweils eines rechteckigen Lederflickens, um ein Ausreißen des Leders an den Nägeln zu verhindern. Am rechten Ende des Jochbaums befindet sich ein eiserner Ring zum Aufhängen des Jochs. Das wurde augenscheinlich nicht immer gemacht - wie uns das "ausgefranste" linke Ende verrät - hier war das Joch bei Wegstellen unmittelbar mit dem Boden in Berührung. Neben den Befestigungen der Riemen sind auf jeder Seite zwei schmale, schlitzförmige Durchlässe für die Riemen (3cm x ca.1,5cm). Zentral, wo die Schalen auslaufen kann man durch die Abnutzungserscheinungen am Holz die mindestens doppellagig gewesene Verschnürung erkennen. Die Jochbögen sind 31cm weit und haben eine innere Höhe von 9cm, der rechte ist zur Mitte hin - schon während der Nutzung - auf 2cm ausgebrochen. Die Wit ist eine handgeschmiedete U-förmige Stange (1,5cm Materialstärke, 13cm breit), die durch die runden Öffnungen der beiden tragenden Bügel (2cm x 0,5cm) nach hinten weisend zusammen gerollt ist. Nach vorne würden sich beim Arbeiten alle möglichen Äste und Zweige etc. darin verfangen, also nach hinten. Die beiden Eisenbügel sind in der Mitte unter dem Handgriff durch den Jochbaum geführt und lagern auf einer das Holz schützenden Schiene, die sie beweglich aber unverrutschbar fixiert. An den unteren Enden haben diese Bügel eine ringförmige Öffnung (2cm Durchmesser) in denen die Wit hängt. Drei weitere flache Eisenschienen schützen das Jochholz an dieser beim Anspannen kritischen Stelle. Die hintere dieser Verstärkungen ist auf der rechten Seite abgebrochen und zeigt die Spuren der noch glühenden Anbringung. So werden Unebenheiten besser ausgeglichen und das Eisen findet einen weniger vorstehenden Abschluß mit dem Holz. Gewicht: 6,3kg

Genickdoppeljoch aus dem Hunsrück
dünnes, marodes Genickdoppeljoch von vorn; zwei im Zentralteil sichtbare Hornabdrücke neben dem Loch

Dieses viel geflickte, holzwurmzerfressene Genickdoppeljoch aus dem Hunsrück ist 114cm breit, in der Mitte 18,5cm hoch und maximal 5,5cm dick (an den Genickauflagen). Ausnahmsweise scheint die gerade Seite hinten und die geschwungen gearbeitete vorn zu liegen: 2 deutliche Hornabdrücke lassen diese Vermutung zu. Der Sitz für das Genick ist beidseits 23cm breit und 5,5cm hoch. Unmittelbar daran anschließend die Kerben für die Befestigungsriemen: 2,5cm weit und stellenweise bis zu 2cm tief. Die Schlitze für den Durchtritt dieser Riemen nach vorn sind 3cm x 1cm. Im Halbkreis des Zentralteils (37cm breit, 18,5cm hoch)  ist ein Loch ausgeschnitten (9cm breit, 10cm hoch, Abnutzung?) und vorn mit einem nach unten offenen, flachen (0,3cm) Metallbügel umgeben. Dieser wird von abgeschliffenen Vierkant-Nägeln (Hufnägel?) am Holz fixiert. Kleine nach außen gedrehte Zipfel zieren die Enden und stehen vom hier abgeflachten / abgenutzten Holz ab. Zwei Löcher oben im Holz dienen der Aufnahme von Pflöcken, an denen wiederum die Befestigungsriemen verknotet werden können. Diese Löcher haben einen Durchmesser von 1,7cm, sind 3cm tief und stehen 25,5cm voneinander entfernt. Gewicht: 2,4kg

Genickdoppeljoch aus dem Landwirtschaftsmuseum Hilchenbach-Hadem

In Hilchenbach hängt dieses Genickdoppeljoch. Das Landwirtschaftsmuseum hat uns freundlicherweise mit diesem Bild ausgeholfen.

Genickdoppeljoch im Landwirtschaftsmuseum Hilchenbach-Hadem
Genickdoppeljoch aus Hannover

Das folgende Genickdoppeljoch stammt aus Hannover. Es ist aus einem Stück gefertigt, 118cm breit (ca. 4cm sind rechts abgefault), 15cm hoch und 8cm dick. Die lichte Weite der Genickauflagen beträgt 26cm und die lichte Höhe 8cm. Es wurden offensichtlich zwei unterschiedliche Ankopplungen für die Last verwendet. Noch vorhanden ist eine Leder-Eisen Wid durch eine Öffnung im Jochholz mittig befestigt. Das handgeschmiedete Eisen-U (Eisenstärke 1cm x 1cm; 10cm breit und 12cm hoch) hat an jedem Ende ein Loch von 2,5cm Durchmesser in denen ein runder Holzpflock für die Verbindung zur Lederschlaufe sorgt. Das Leder liegt 5-fach gewickelt, 4cm breit und 0,4cm dick, mit sich selbst verknotet um den Pflock und durch das passende Loch (8cm x 3cm) im Jochbaum. Deutliche Abnutzungsspuren zeugen von einer weiteren Lastaufnahme um den ganzen Jochbaum. Ein Lederflicken ist im Bereich des rechten Horns des linken Tieres angenagelt; reine Vermutung: um eine bessere Passform und damit bessere Fixierung des Jochs zu erreichen? Um das darunterliegende eiserne Ende des massiven Eisennagels vom Drücken abzuhalten? Hinten nämlich, neben der Genickauflage, befindet sich zur Mitte hin je ein Nagel (1cm dick, 8cm lang), der durch das gesamte Jochholz reicht. Dort wurde mit einem Halbstek der Befestigungsriemen verknotet. Gewicht: 4,85kg

Genickdoppeljoch, Schalenjoch

Das unten abgebildete, aus einem Stück geschnitzte, Genickdoppeljoch ist ein Schalenjoch. Der Jochbaum ist ca. 117cm breit, 14cm hoch und zwischen 10cm an den Schalen und 3cm an seinen Enden tief. Die 45cm voneinander entfernten Schalen haben eine lichte Weite von 28cm und eine lichte Höhe von hinten 12cm bzw. vorn 8cm. Der rechten Genickauflage wurden am äußeren Rand etwa 7cm entfernt und dann eine gut 2cm breite Rinne für den Befestigungsriemen angelegt. Sonst wäre dieser Riemen außerhalb dieser Auflage verlaufen, auch da finden sich Abnutzungsspuren. Weiter fällt auf, daß der äußere Rand der Schalen nicht so weit herunterreicht wie der zur Mitte hin und daß die Schalen selbst außen nur 5cm aus dem Jochbaum hervorragen, während es mittig 6cm sind. Der obere Rand der Schalen und der etwa 3cm breite Bereich des Jochbaums vorn, der sich über alles erstreckt, sind mit Kerbschnitzerei in verschiedenen Motiven verziert. Im rechten Ende des Jochholzes findet sich ein 2cm großes rundes Loch. Zur Mitte gelegen und unmittelbar an die Schale anschließend ein ovales 4cm x 1,5cm Loch, horizontal nach vorn, durch welches der Befestigungsriemen beim Schnüren geschoben wurde. Noch weiter zur Mitte gelegen ein etwa 2cm rundes Loch das schräg nach unten und außen bzw. vorn verläuft und unmittelbar an der Kante Vorderfläche / Boden aus dem Jochholz wieder austritt. Hier mündet der Anfang des Befestigungsriemen in unmittelbarer Hornnähe. In der Mitte selbst ist das Widloch /der Griff herausgearbeitet, 17cm breit und ca. 5cm hoch. Das eigentlich sehr fein gearbeitete Joch wirkt hier am Boden dieses Widlochs grob zurechtgestutzt, es ist 3teilig mit einem rechten Abteil von 5cm Breite, einem mittleren, etwas erhöhtem, von 6cm und einem linken ebenfalls mit 6cm Breite. Ob Ketten als Wid benutzt wurden? Zumindest sind tiefe Gebrauchsspuren auch im aufgenagelten Schutzeisen zu erkennen. Weiter diverse Nägel und Schrauben deren Zweck sich nicht erschließt. Hinten ist das Schutzeisen an den Enden mit grob ausgeschmiedeten Flügeln versehen, von denen der links unten abgebrochen ist. Das Eisen ist 36cm breit, zwischen 3cm und 5cm hoch und 0,4cm dick. Der Jochboden ist mit einem Eisen aus der selben Machart (23cm x 6cm) geschützt. Vorn ist die Eisenfläche naturgemäß kleiner (20cm x 5,5cm), es muß Platz bleiben für die Hörner. Hier die erwähnten tiefen Kerben und Rinnen im Eisen. Alle Schutzeisen sind mit Hufnägeln am Jochholz befestigt und ein Vorbesitzer hat sie mit Goldbronze "aufgehübscht". Gewicht: 4,35kg

Genickdoppeljoch aus Lindberg, Niederbayern

Das Bild des folgenden Genickdoppeljochs wurde uns vom Kutschenmuseum Niklas in Bad Wörishofen zur Verfügung gestellt. Herr Niklas hat es vor 55 Jahren kurz vor dem Abbruch  eines sehr alten Bauernhofes in Lindberg im Bayrischen Wald aus dem Gebäude gerettet. Das Haus wurde wegen Straßenbegradigungsarbeiten abgebrochen und durch einen neuen Aussiedlerhof ersetzt. Das Joch stammt vom Bauer Girgl (Georg) Fischer und war noch neu und unbenutzt. Das gleiche Ochsenjoch aus dem selben Hof, aber gebraucht und abgenutzt, gibt es auch noch, leider ohne die dazu notwendigen Riemen. Das benutzte Joch ist etwas feiner und zierlicher gearbeitet als das unbenutzte Ochsenjoch.

Genickdoppeljoch aus Lindberg, Bayr. Wald von Bauer Girgl (Georg) Fischer
Genickdoppeljoch aus dem Augsburger Raum

Das nachstehend bebilderte Genickdoppeljoch stammt aus dem Augsburger Raum. Verzierungen in Kerbschnitzerei auf einem etwa 2,5cm tiefen Holzband oben auf enthalten u.a. die Zahl 1863 (Herstellung?) und die Initialen J und V. Der Jochbaum ist 114cm breit, 10,5cm tief und 16cm hoch. Es ist elegant gearbeitet und diente einem Vorbesitzer als Lampe. Die seitlichen Enden sind zwar 9cm hoch, aber nur 2cm tief. Die Genickauflagen - 35cm voneinander entfernt - haben eine lichte Weite von 25cm (vorn) bzw. 23cm (hinten) und eine lichte Höhe von 10cm (vorn) und 6cm (hinten). Ein 2cm hoher Wulst am hinteren Ende der Schalen sorgt für eine bessere Lage des - nicht mehr vorhandenen - ledernen Befestigungsriemens. Der linken Schale fehlt ca. ein Drittel, die rechte weist an gleicher Stelle einen kleineren Defekt und Riß im Holz auf. Die Unterseite der Schalen zeigt schräg bzw. diagonal verlaufende Kratzspuren. Je zwei herausgearbeitete Vorsprünge oberhalb der Schalen und besonders zur Mitte des Jochs hin eine Rinne dienen ebenfalls dem Befestigungsriemen zum Halt. Schräge Durchlässe im Holz lassen den Befestigungsriemen an passender Stelle vorn neben dem mittigen Horn austreten. Zwischen diesen Durchlässen ist Platz für die Wid. Das dafür dreiteilig geschaffene Loch ist 14,5cm breit und etwa 5cm hoch. Das rechte Kompartiment ist am höchsten. Die sanften Rundungen passen gut zum restlichen Joch, wobei dieses Loch gleichzeitig als Griff dient. Ein 1mm dickes, 19cm breites Eisenblech schützt den Jochbaum vor Abrieb durch Wid und Deichsel. Es liegt U-förmig um den unteren Rand des Jochholzes und ist mit stiftartigen Nägeln befestigt. Vorn ragt unter diesem Eisen das geschnitzte Christus-Monogramm IHS hervor. Sanfte Vertiefungen vorn zu beiden Seiten der Genickauflage schaffen Platz für die Hörner. Gewicht: 4,3kg

Genickdoppeljoch aus Tirol

Dieses österreichische Genickdoppeljoch aus Tirol funktioniert mit einer dicken Polsterunterlage zwischen dem Genick und dem Jochbalken, deswegen können die Eisenbänder auch nicht reiben. Es hat hölzerne Haken, die das Verrutschen verhindern und dem kreuzweise gewickelten Befestigungsriemen als Widerhaken dienen ( -> Hakenjoch). Es hat einen 3-dimensional gebogenen Jochbalken, 100cm breit, 7cm dick und 20cm hoch. In der Mitte der Jochring aus 5-fach gelegtem, Rohleder vom Rind mit einfach durchgestecktem Knoten vorn zum Verbinden und Fixieren. Der mittlere Jochbalkenteil ist 16cm breit und geht unmittelbar in die Widerristauflagen zu beiden Seiten über. Diese Bögen haben in ihrem Zenit etwa 13cm lichte Höhe und laufen an den Seiten flach aus. Die etwa 27cm langen und 3cm dicken Haken stecken fest im Jochbalken und weisen schräg nach außen. Ein Holzsplint oder Hufnagel verhindert das Rausfallen aus den Löchern. Hinten sind die Haken etwas angekehlt, vermutlich durch den Befestigungsriemen. Bei dem Haken am linken Ende ist der untere Widerstand abgebrochen und wurde durch einen Holzdübel ersetzt. Das äußerste linke Ende des Jochbalkens ist außerdem zur Hälfte weggebrochen, der Haken hält trotzdem, er ist mit einem heiß aufgeschmiedeten Eisenband und Keilen fixiert. Weitere heiß aufgeschmiedete Eisenbänder halten rechts den Jochbalken zusammen und verhindern sein Splittern. Diese Eisenbänder werden oben mit einem eisernen Bändchen zusammen und unter Zug gehalten. Am äußersten rechten Ende des Jochbalkens ist ein Ring (5cm Durchmesser - ein Leinenführring?) mit einer Krampe befestigt. Links fehlt genau dieses Stück des Jochbalkens. Gewicht: 4,9kg

Genickdoppeljoch aus dem Elsass, Frankreich

Auf dem 9. Internationalen Ochsentreiber-Treffen im Ecomusee d'Alsace 2014 hat Phillippe Kuhlmann eine Weiterentwicklung des dort traditionell gebräuchlichen Genickdoppeljochs vorgestellt. Über die Jahre war schon aus dem ehemals mindestens 2m langen Schnürriemen zum Befestigen des Jochs an den Hörnern der Rinder ein kürzerer, stabiler Schnallriemen aus Leder geworden, der das Einspannen erheblich vereinfachte und eine deutliche Zeitersparnis mit sich brachte. Jetzt wurde das ehemals dick gestopfte Polster überarbeitet und durch eine doppelte Lage Filz ersetzt. Durch die feste Verbindung mit dem Joch kann nichts vergessen werden, trotzdem bleibt die Möglichkeit eines schnellen Ersatzes und die Teile sind einfach an etwaigen individuellen Bedarf anzupassen. Es entfällt das aufwendige Stopfen und die erheblichen Näharbeiten eines Polsterkissens.

Genickdoppeljoch aus Charolles, Burgund, Frankreich
Attelage Laurent Billoux de Charolles

Genickdoppeljoch von Laurent Billoux aus Charolles mit ledernem Jochring

Genickdoppeljoch aus La Roche-sur-Foron, Hochsavoyen, Frankreich
Attelage Marcel Margerit à La Roche-sur-Foron

Genickdoppeljoch von Marcel Margerit aus La Roche-sur-Foron, Hochsavoyen, Frankreich. Detailaufnahme der Verschnürung; das Joch wird praktisch ohne Jochkissen gearbeitet. Das Bild wurde uns zur Verfügung gestellt von Michel Nioulou.

Genickdoppeljoch aus Manziat, Gascogne, Frankreich
Attelage Laurent Janaudy de Manziat, Gascogne

Laurent Janaudy, ein Gemüsegärtner aus Manziat beim Anspannen seiner beiden Gascon-Rinder vor einem Kippkarren im Februar 2017 mit einem neuen Genickdoppeljoch; Bild von Michel Nioulou.
(Attelage au tombereau de deux boeufs Gascons chez Laurent Janaudy maraîcher à Manziat (01) en février 2017 avec un joug neuf de Michel Nioulou.)

Genickdoppeljoch aus dem französischen Baskenland

Die Bilder von diesem Genickdoppeljoch wurden uns freundlicherweise von Natascha Lenkeit-Langen zur Verfügung gestellt. Es handelt sich um ein Joch aus dem Baskenland, und zwar aus dem französischen Teil (vermutlich aus Saint-Bertrand-de-Comminges oder Couserans), denn die Genickjoche des spanischen Baskenlandes tragen auf der Vorderseite meist mit einem Stechbeitel herausgearbeitete Holzschnitz-Verzierungen. Gern werden Birke, Buche oder Nußbaum für so ein Joch verwendet. Das für diese Region typische, sehr große, viereckige Loch im Zentrum des Jochs ist notwendig für den in vielen Achtertouren um die Deichsel gelegten Lederriemen ("redondes" auf Okzitanisch). Manchmal wird auch nur ein dickes Seil genommen und immer wieder um Joch und Deichsel geschlungen. Die schräge Form des Lochs wird fast völlig ausgefüllt vom Riemen / Seil, die Deichsel selbst liegt unterhalb des Jochs und hat durch ein oder zwei Querhölzer in ihrer Spitze mehr Halt. Diese Joche findet man im spanischen Bereich häufig im Einsatz bei Idi Probak Wettbewerben.

Infographik Befestigung eines spanischen Genickjochs

Auf der homepage der Fundación Cerezales Antonino y Cinia gibt es eine treffliche Infographik von Laura G. Bécares & Óscar Rubio wie das spanische Genickjoch am Rind angebracht wird. Freundlicher Weise dürfen wir sie hier nutzen. Angenehmer Nebeneffekt: man lernt gleich die passenden spanischen Bezeichungen für die benötigten Utensilien. Übrigens dienen die Polster und Lappen nicht nur dem Fliegenschutz sondern sind wichtig gegen Regen; Wasser weicht Leder auf und so würde sich die möglichst enge, stabile Verbindung zum Rinderkopf bald lockern und zu unerwünschter Reibung und daraus resultierenden Verletzungen führen.