Zugstrang

Zugstrang, Sielen

Seitenteil, Strangstutzen aus Leder

Die folgenden Seitenteile kamen mit 3-Polster-Kumten aus Wiesau / Schönhaid (Oberpfalz). Sie sind anders als einfache Zugstränge mit breiter Auflagefläche um die Schultern zu schonen. Außerdem sind diese Stränge lang genug um ein Reiben am Bauch zu vermeiden. Das massive Leder (103cm lang, 5cm breit, 0,3cm dick) wurde doppelt gelegt und mit schmalem Rohlederstreifen zusammen genäht. So liegt das Material an den Enden vierfach, um auch den eisernen Teilen einen guten Halt zu bieten. Dazu wird der Riementeil welcher am Körper anliegt zuerst um das Metall geschlagen und dann erst das Leder welches außen zu liegen kommt. Somit ergibt sich außen eine optisch schöne Fläche ohne Stoß. Vorn sind Ω-förmige Ringe eingearbeitet, die ein einfaches Einklinken in die Haken der Zugaufnahme ermöglichen. Da diese Ringe nicht in sich um 90° gedreht sind, setzt es Haken voraus, wie sie am Rinderkumt üblich sind (z.B. D.R.G.M. gelistete, nach außen offene Haken). Am Pferdekumt weisen diese gern nach unten bzw. oben statt nach außen und brauchen deswegen als Gegenstück einen Ring der in sich gedreht ist, sonst würde dieser Teil immer dem Tier in die Schulter stoßen was insbesondere unter Belastung schnell zu schmerzhaften Druckstellen führt. Am hinteren Ende befinden sich Knebel welche zum Beispiel in Zugketten mit Ringen variabel entsprechend dem gewünschten Abstand eingeklinkt werden können.

Stränge aus Hanfseil

Prinzipielles zum Thema Hanfstrang

Es gibt nicht mehr viele Seiler bei denen man Stränge aus Hanf erstehen kann. Das Material ist überraschend langlebig und widerstandsfähig. Die Faserlänge bestimmt die Belastbarkeit ganz erheblich und soll früher länger gewesen sein als heutzutage. Aber unterschiedliche Sorten wachsen unterschiedlich: will ich primär die Hanfblüten oder -samen sind die Sorten oft nur halb so groß wie die reinen Fasersorten. Auch der Anbau mag da mit reinspielen: für erstere brauch ich Platz damit die Hanfpflanze sich ausbreiten kann; für letzteres sollte recht dicht gesät werden, dadurch wächst sie schmal und hoch.
Ein Hanfstrang wird immer mit einer schon fertigen Öse an einem Ende und einem immer dünner auslaufenden anderen Ende geliefert. Wie weit gezielt Manila-Hanf (aus der Abaca-Palme) eingesetzt wird bzw. wurde entzieht sich meiner Kenntnis. Eine weitere interessante Frage ergibt sich aus den Erfahrungen mit Hanf und Manila-Hanf bei Tauen auf Segelschiffen: dort wurden diese Seile mit Stockholm-Teer behandelt um sie vor Verrotten und Verfaulen zu schützen. Dieser Teer begegnet einem auch im Hufpflegebereich und enthält praktisch kein Pech, anders als zB. Buchenholzteer. So weit ich in Erfahrung bringen konnte, haben sich die Erkenntnisse aus der Seefahrt aber nicht im Bereich der Pferde- bzw. Rinderarbeit verbreitet.

Diese Hanfstränge muß man also nach Erhalt erst an die individuellen Bedürfnisse anpassen. Bei der Länge des Zugstrangs ist das relativ einfach, wird doch das auslaufende Ende einfach handbreit um handbreit nach Maß eingespleisst. Das andere Ende des Seils ist produktionsbedingt mit einer Öse versehen und vereinfacht so das Anbringen eines Rings. Hanfstränge sind beliebt, weil sie quasi ein natürlicher Zugschoner sind. Ferner sind sie leicht und im echten Notfall einfacher zu durchtrennen als Leder oder gar eine Kette. Nachteil ist, die Haare an Bauch und Schulter, wo die Stränge in der Regel Kontakt zum Tierkörper haben, werden gern von dem Seil gerupft. Das kommt nicht bei allen Tieren gut an. Eine Lederscheide hilft gegen dieses Problem. Auch aufgefädelte Holzkugeln hab ich zu diesem Zweck auf einem alten Bild schon gesehen.

 

Bestmögliche Knoten zur Lastverteilung

Eine alte Weisheit ist, daß jeder Knoten in einem Seil dessen Festigkeit negativ beeinflußt. Also werden Seile hauptsächlich gespleisst, aber das bietet sich nicht immer an. Wie also knüpfe ich ein Hanfseil am optimalsten in den Zugpunkt am Kummet vorn und hinten am Ende in die Kette oder den Ring, der die Verbindung zum zu ziehenden Gerät herstellt, ein? Mit einem Metallauge welches selbst eingespleisst wurde? Naturgemäß gibt es da einige Möglichkeiten, manche so kunstvoll daß das Können des Herstellers direkt ins Auge sticht. Es muß nach einer möglichst breiten Lastverteilung gestrebt werden - also lieber doppelt durchgeführt als nur einmal - und wenn sich dann zusätzlich noch eine Möglichkeit ergibt, die Reibung zwischen dem Strang und dem Eisen des Rings bzw. der Kette zB. durch ein Leder zu reduzieren, um so besser. Auch die spätere Möglichkeit die Eisenteile durch Edelstahl zu ersetzen reduziert die zerstörerische Reibung des Hanfseils durch die raue Rostoberfläche um einiges. Manchmal traut der Knotende seinen eigenen Schöpfungen nicht und wickelt zusätzlich eine Schnur oder einen Draht um das Ganze.

Das erste Beispiel zeigt die im Strang geschaffene Öse und wie sie kunstvoll zu einer Verbindung zu der Gerätekette verflochten wurde; wer genau hinsieht kann erkennen, daß die Öse durch das Seil gespleisst wurde, bevor letzteres wieder durch die Öse läuft.

weitere Möglichkeiten dieses Problem zu lösen:

unterschiedlich Endketten zum einfachen Anhängen an diverse Arbeitsgeräte oder Wagen die jeweils andere Maße für die Zugstränge voraussetzen:

Zugschoner

Zugschoner aus Nylon mit Gummieinsatz

Eine sehr interessante Veröffentlichung zum Thema Zugschoner aus dem Rundbrief des Draft Animal Power Network (Nummer 2, Jahrgang 6, S.4) hat meine Aufmerksamkeit erregt. Tim Harrigan hat mit Hilfe von Tillers International Versuche durchgeführt, welche klarmachen, daß Zugschoner nicht in jeder Situation eine Erleichterung darstellen.

Wie wäre es mit Zugschonern? pdf (730,5 KiB)       von Tim Harrigan

 

Baustelle