Legend's Hanna

Ich bin die Hanna!
Geboren am 9.12.2010 bin ich die Ältere von uns beiden Geschwistern und ich bin immer brav - fast. Ich pass ganz doll auf was wir machen sollen und hin und wieder tu ich so als hätt ich ein Kommando nicht gehört, was mir dann ein paar Leckerein am Straßenrand verschafft. Leider fällt das unserer Chefkuh immer sofort auf und wenn sie dann ein mahnendes "Hanna" ruft, weiß ich, daß ich mich wieder sputen und anstrengen muß, das Richtige zu tun. Ich bin eine totale Schmusebacke und nutze jede Gelegenheit für Streicheleinheiten.

Frisch auf die Welt gekommen war die Aufregung groß, weil ich mit das erste Texas Longhorn in Deutschland war. Vorsichtshalber hab ich mich in der Farbe meiner Leihmutter angepaßt, wie hätte die sich erschrocken, wenn ich kunterbunt auf die Welt gekommen wäre. So hab ich ein schönes mittelbraunes Fell mit vielen hellbeigen Stichelhaaren und ein paar weißen Flecken. Schwarz bin ich an und in den Ohren und am Schwanz. Das Legend's in meinem Namen kommt von meiner richtigen Mama, die heißt Legends Gal und wohnt in Ohio, USA, auf der Dickinson Cattle Co. Ranch.

Seit mein Bruder, der Zeno, auf der Welt ist macht das Leben noch mehr Spaß, weil wir fast alles gemeinsam unternehmen. Wie es sich gehört, kläre ich in neuen Situationen schon mal ab was Sache ist und dann traut sich mein kleiner Bruder auch. Gelernt habe ich auch schon ganz schön viel: am Halfter geführt werden, mit einem Stirnjoch ziehen, mit einem Halsjoch ziehen, Bäume rücken, auf den Verkehr aufpassen, sich von bellenden Hunden nicht erschrecken lassen, Füße heben, den Charly in Ruhe lassen, Karabinerhaken aufmachen ...
Das mit dem Karabiner ist wichtig; das muß man beherrschen, sonst kriegt man sein Halfter nicht runter und kann sich nicht von der Kette ablassen; da hat man gleich viel mehr Möglichkeiten!

Schaut mal, ein Bild aus unseren Anfängen. Damals haben wir alle gelernt, wir von der Chefkuh und die von uns. Wir haben ihr gleich mal beigebracht, daß der Trick mit den Joghurt-Drops vielleicht beim CB funktioniert hat, aber nicht mit uns! Wir fallen doch nicht auf so einen Süßkram rein! Hat eine Weile gedauert aber mit Knäckebrot hat sie uns dann doch rumgekriegt. Mir war ja immer noch am allerliebsten, wenn sie mich am Hals gekratzt hat, da komm ich einfach selber ned richtig hin.
Was ich nie geglaubt hätte: der dicke Charly, den ich so gern angemacht hab, ist zu meinem besten Freund geworden: er wartet auf der Weide bis ich komm, muht nach mir, kühlt mir mit seiner Spucke die Mückenstiche, läßt mich in seinen Schatten, wenn mittags die Sonne brennt, ein richtig guter Kumpel ist der geworden!

Mitte August 2013 war in Gammelsdorf große Schlacht, die richtige fand vor 700 Jahren statt. Dafür ist die Stadtwache Ingolstadt die ganze Strecke bis nach Gammelsdorf gelaufen. Wir haben es uns einfach gemacht, wir zogen den Ackerwagen bloß von Margarethenried weg. Dabei haben wir eine Menge gelernt! Wie man auf dem Bild gut sehen kann, halt ich mich beim Arbeiten vorsichtig zurück, der Zeno macht das schon ... ich lauf meist nur mit - außer es hängt mir Grünzeug vor das Maul, dann nehm ich den ganzen Verband mit nach rechts (nein, nicht in den Graben, da bremst dann die Chefkuh doch meinen Drang). Dem Zeno war es egal als ein riesiger blinkender und ratternder Mähdrescher 30cm an seinem Hintern vorbei fuhr (vermutlich war er froh um die Verschnaufpause) und uns beiden war der Sekt zur Begrüßung durchaus willkommen (wenn es geht Rosé bitte).

Auch trommelnde Trommler und fahnende Fähnrichs waren uns egal - nicht egal war bergauf, weil nur der Zeno zog wurde ich immer langsamer, naja, man muß sich anpassen. Im mittelalterlichen Zeltlager mit seinen flatternden Wimpeln und Zelten, mit krachenden Bowlingkugeln auf Holzboden, mit dickem Menschengewimmel und Leuten mit in der Sonne blitzendem Blech am Körper (bloß gut, daß schön Wetter war) haben wir uns recht wohl gefühlt - aber am Hang oben, die Pferde mit ihrer seltsamen Gewandung die im Wind so bläst ... das kann nur der Feind sein ... Auf dem Rückweg - knapp die Hauptgasse zwischen den Zelten verfehlt - blieben wir natürlich ob des großen Wendekreises des Ackerwagens an Zaunpfählen, Zeltstangen und -Pflöcken hängen und riefen mehr Aufmerksamkeit hervor als das wilde Schlachtgetümmel aus dem wir uns wohlweislich herausgehalten haben.
Was für ein Tag!
Heut ist der 15. Februar 2014. Ich melde mich jetzt bloß kurz zu Wort, weil ich hab grad gar keine Zeit. Mein erstes Kalb, die Hedda, ist erst 2 Tage alt und da muß ich mich kümmern. Sie säuft schon prima, läuft ganz sicher, springt mir auch mal mitten ins Gesicht und schläft noch viel. Am Anfang hat der Zeno (der Depp) nicht kapiert, daß man so ein kleines, zartes Ding behüten und umsorgen muß. Das hat er jetzt davon, ich hör ihn bei den Pferden muhen. Meine Chefkuh ist mächtig stolz auf mich, hab das alles allein hingekriegt; zum Dank laß ich sie auch mal ans Kleine ran und die Hedda streicheln.

Jetzt - ein weiteres Jahr ist vergangen - will ich Euch nur sagen wie stolz ich auf meine Hedda bin. Das kohlrabenschwarze Mädchen ist fast so groß wie ich es bin und läuft fleißig mit. Die Kommandos hat sie auch alle von mir gelernt, da kann nicht mehr viel schief gehen, wenn wir demnächst mit einem richtigen Kummt anfangen.

Nachdem mir gestern schon das Fressen nicht mehr so doll geschmeckt hat, war es heute am 24.10.2015 so weit: darf ich vorstellen: Tochter Nummer 2, die Hilda. Grad daß unsere Chefkuh den Stall noch fertig streichen konnte ... Die Hedda fand das ganz spannend und hat sich gleich um ihre kleine Schwester angenommen. Nein, sie ist nicht so ein Rüpel wie mein Bruder, sie jagt das arme Kalb nicht durch alle Ecken. Als der Zeno und die Hedda heute nachmittag auf der Weide waren, damit ich ein bißchen Ruhe krieg, hab ich sie die ganze Zeit laut muhen gehört, sie wollte wieder herein. Diese wilde Hilde ist ziemlich flott auf den Beinen, ich kann sie keine Sekunde aus den Augen lassen.
Es ist Januar 2016 und es gibt ein paar Bilder von mir. Könnt Ihr sehen, wie meine Hörner anfangen sich nach außen zu drehen? Das wird lustig, die schauen jetzt schon ganz anders aus wie dem Zeno seine. Und die Hilda ist gewachsen, die erkennt Ihr wahrscheinlich gar nicht mehr. Seit sie neulich allein ausgebüchst ist, sucht sie wieder mehr Anschluß bei mir, und ich hatte mich schon so auf mehr Freizeit gefreut.
Jessas, wie die Zeit vergeht. Es ist Dezember 2016 und ich wollt Euch bloß zeigen, daß ich immer noch die alte Kuschelmaus bin wie am Anfang. Wenn ich Bedarf hab, stell ich mich ganz nah zu unserer Chefkuh und warte. Hab ich Pech, steht sie mal wieder auf der langen Leitung, muß ich nachhelfen; dann stups ich vorsichtig mit meiner nassen Nase gegen ihre Hand. Wenn ich endlich ihre Aufmerksamkeit habe, mach ich einen langen Hals, kneife die Augen zusammen und laß meine Maulwinkel wackeln, das sieht fast wie Leerkauen aus. Fängt sie dann das Streicheln und Kraulen an (bevorzugt am Hals - aber das hab ich ihr schon beigebracht), nehm ich meinen Kopf langsam hoch und höher bis fast in den Himmel hinauf. Erst wenn ich nicht mehr höher kann, machen wir eine Pause.

Ach, fast hätt ich drauf vergessen; ich wollte Euch noch was zeigen. Schaut mal das Bild an, und? Was seht Ihr? Rotbraune Haare? Also das ist mein Genick. Was ich zeigen will ist ganz einfach - eigentlich - : hier hab ich ganz dünne Haut und außerdem eine Kuhle hinter den Hörnern wo sich immer Dreck sammelt. Jetzt ist da schon gebürstet, aber sonst findet man hier Straßenschmutz, Heublume, Vogelkacke und alles mögliche. Ein Genickjoch liegt genau an dieser Stelle auf. Könnt Ihr Euch vorstellen wie das reibt, wenn es erstens nicht 100% sauber ist und zweitens das Genickjoch nicht ordentlich festgezurrt ist? Kein Wunder, daß es in einer alten Tierschutzverordnung mal verboten wurde, wenn da nicht penetrant genau gearbeitet wird ist die Stelle sofort wund.

Meine Hanuta, ist sie nicht zuckersüß? Sie ist mir im April 2018 "zugelaufen" und ein ganz liebes Herzchen. Auch wenn es nicht so aussieht, sie wird einmal kohlrabenschwarz werden, wie ihr Pa und Hörner bekommen, aber keine so langen wie wir TLH sondern kurze und krumme wie die Wagyu. Wir überlegen eben ob wir hinaus gehen; es hat das tollste Frühlingswetter und die Chefkuh hat es uns überlassen ob wir die Sonne nutzen wollen. Ich denke, ich zieh mit den anderen los, hier herinnen kann der Hanuta ja nichts passieren und während ich draußen Frischluft schnappe, kann sie sich hier ein bißchen ausruhen und in der Ecke im Stroh kuscheln und eine Runde schlafen. Die Chefkuh ist ja auch noch da und hat ein Auge auf meine neue Tochter Nummer 3.

Wir kriegen Besuch aus der Schweiz, eine ganze Busladung voller Pferde-Fuhrleute. Damit wir uns nicht blamieren haben wir angefangen mit üben. Hier seht Ihr wie ich mit der Hedda im August 2018 und dem Ackerwagen am Gleichschritt arbeite, die Routine ist schnell da, aber die Details ... Wir sind jetzt auch viel mit dem Peter und der Franziska unterwegs, die zwei kennen wir schon lang und vertrauen ihnen. Weil sich unsere Chefkuh 2 Tage vor dem großen Besuch unter den Zeno legen wird (das erzählt er Euch besser selber) und dann mit einem gebrochenen Sprunggelenk ausfällt wird uns das den Kragen retten.
So, wie Ihr alle wißt, bin ich die leitende Kuh hier; in der Hierarchie komm ich gleich nach unserer zweibeinigen Chefkuh. Was ich Euch jetzt zeige muß man für so eine Rolle beherrschen: das Hornen. Es ist zwar Januar (2019) und der Boden noch gefroren, aber ich hab grad Zeit, also schaut her: Man muß heftig mit den Vorderbeinen scharren und Staub aufwirbeln, dann muß man mit den Hörnern die gelockerte Erde rechts und links rumschmeißen, nicht vergessen hinten etwas Kot fallen lassen, da kann jeder den Duft aufnehmen wer das hier war. Jetzt hätt ich mich fast ablenken lassen von dem Maulwurfshaufen. Ganz wichtig, wenn man fertig ist, den Kopf schütteln, und sei es auch nur, damit die restlichen Erdbatzen davon fliegen, und sich dann in Positur stellen. So richtig stolz muß das aussehen!

4.7.2020 Darf ich vorstellen? Das ist der Ulli, endlich ein Bullenkalb und eine wahre Freude der kleine Knirps. 4 Wochen vor der Geburt hat er uns schon wissen lassen, daß er ein Bub ist. Der hat 20cm weit durch meine Bauchdecke geschlagen, die Chefkuh hats zufällig gesehen und wußte gleich Bescheid. Diesmal waren alle recht gespannt und haben immer wieder nach mir gekuckt, aber ich hab mir Zeit gelassen, wie immer dann eine Woche zu früh gekalbt, aber das ist eh normal bei mir. Jetzt beim 4. Kalben weiß ich eh schon wie es abläuft und mach keine Fehler mehr.

Wenn wir dann beide fertig sind von den Aufregungen des Tages legen wir uns nebeneinander hin und dösen. So kann ich den Kleinen am besten im Auge behalten und aufpassen, daß die Hedda nicht zu grob wird. Manchmal kommt dann die Chefkuh dazu und legt sich auf mich drauf und kuschelt den Ulli, das sind unbezahlbar gemütliche Momente. Ich sag ihr das immer mit einem leisen, entspannten, tiefen, langen Muh, aber ich denke sie weiß es eh ...

Es ist zwar Februar (wir sind im Jahr 2021) aber bei 19°C und Sonne werden wir unternehmungslustig. Weil meine Chefkuh zu faul ist 2x die Runde zu laufen hat sie beschlossen, daß wir beide Zwerge zugleich mitnehmen. Himmel, der Gordische Knoten ist ein Dreck dagegen. Aber wir sind jetzt beim zweiten Mal schon viel besser. Der Ulli rechts braucht noch ein bißchen Ziehen wenn er mal wieder alle 4 Beine einspreitzt und keinen Zentimeter weiter will. Dafür hab ich links die Heidi, die pullt immer heftig nach vorn. Manchmal läuft sie so vor meinen Füßen, daß ich stehen bleiben muß. Am Anfang hab ich der Chefin schon deutlich gesagt, daß die Heide nicht zu mir gehört und ich deswegen nicht für ihre Erziehung (und Schulung) zuständig bin. Leider hat sich unsere Chefkuh dadurch ned beeindrucken lassen, im Gegenteil, sie hat gemeint ich hätt die Heidi ja auch saufen lassen; das hat man nun von seiner Gutmütigkeit ...

Darf ich Euch meine Helen vorstellen? Heute geboren am 15.12.2021 ist sie noch ganz nass. Den Ulli haben sie Gott sei Dank erst mal vor die Box verbannt, dauernd hat er sich beschwert, daß er nun nicht mehr die erste Geige spielt. Jetzt haben wir Ruhe und die Muse uns nebeneinander ins frische Stroh zu kuscheln. Willkommen im Leben, kleine Helen!

Wir befinden uns im Frühling 2022, genauer gesagt im März, und wie immer macht das Lernen bei den herrlichen Frühlingstagen mehr Spaß. Hier bin ich unterwegs mit meinem Nachwuchs, rechts der schon ganz schön große Ulli und in der Mitte die kleine Helen. Ulli, der alte Schisser, traut sich wieder ned aufschließen zu mir, ich bin zwar die Mama, aber die Chefkuh geht an seiner Außenseite auch noch mit, das muß berücksichtigt werden. Und die Helen so mit uns zusammen in der Mitte kennt er auch noch nicht, dabei ist die Kleine ganz schön vorlaut. Das hat sie von mir.
Da hat's noch ein paar Bilder von mir: