Pilze kann man auch fressen?
kommt darauf an...
Die meisten eßbaren Pilze würde ich meinen Rindern nicht gönnen; gleichzeitig bin ich sicher, sie fressen einiges davon mit ohne daß ich es merke.
Pilze können aber auch ganz fies, weil mit bloßem Auge unsichtbar, im Getreide, im gemischten Kraftfutter, der Silage, dem Heu oder in den Pellets überhand nehmen und durch die von ihnen gebildeten Mykotoxine schwere Schäden verursachen. Diese Schimmelpilze können in jeder Wachstumsphase das landwirtschaftliche Futter befallen und auch während der Verarbeitung und Lagerung zu Problemen führen. Häufig sind Pilztoxine (Aflatoxine, Ochratoxine, Zerealenone, Trichothecene und Fumonsine) nur im Labor nachweisbar. Manchmal vermutet man es schon nach Witterungsproblemen bei der Ernte, nach Schäden an Silofolien oder bei muffigem Geruch. Von diesen Pilzen soll hier nicht die Rede sein, die sollten die Rinder nicht, bzw. wenn es - mangels anderen Futters - unvermeidlich ist, möglichst verschnitten mit gutem Futter oder behandelt mit Tonerden zu fressen bekommen.
Hier also ein Pilz der gut und gern gefressen werden darf:
Maisbeulenbrand, Ustilago maydis, Huitlacoche, Cuitlacoche, Corn Smut
Bei uns wird dieser Pilz im Maisanbau als Parasit bekämpft, in Mexiko werden die Maiskörner extra angeritzt, damit der Pilz gut angehen kann. Es bilden sich Beulen jeweils unmittelbar an den Befallsstellen, nicht nur an den Körnern sondern im Bereich der ganzen Pflanze. Die Sortenwahl, das Klima, die Schadinsekten (Maiszünsler, Fritfliege), die Pflege und Düngung der Pflanzen, etc. bestimmen die Befallsstärke. Die Verbreitung erfolgt über Pilzsporen die sich jahrelang im Boden halten. Ertragseinbußen variieren je nach Befallsstärke und -ort, bis 20% Befall im Bestand bleibt ohne Folgen für die Nährstoffgehalte. Bei 100% Befall hatte die Silage bis zu 18% weniger Nettoenergie und 27 % weniger verdauliches Eiweiß. Sekundärinfektionen mit anderen Pilzen oder Hefen bei den betroffenen Pflanzen können die Nutzbarkeit der Silage weiter beeinträchtigen, das kann so weit gehen, daß man diese nicht mehr an trächtige oder frischlaktierende Rinder verfüttern sollte.
Eine Maisbrandgeneration dauert nur 4 Wochen, deswegen sollte man für den Eigenbedarf vermehrt in warmen, tockenen Witterungsperioden an den Maispflanzen nach den frischen, weißen bzw. silbrigen Beulen suchen. Für uns selber als "mexikanische Trüffel" interessant sind die vom Pilz befallenen Maiskörner. Da vor allem Zuckermais empfindlich ist und teilweise nur wenige Reihen davon in den Gärten stehen, gleichzeitig mit dem frühen Entfernen der Pilzbeulen - bevor sie sporulieren - die Bekämpfung erfolgt, ist das Verarbeiten zum Essen sicher interessant. Wen es interessiert, das Netz ist voller leckerer Rezepte.
Für unsere Rinder gibt es Untersuchungen, daß z.B. von Silage mit diesem Pilz mehr gefressen wird als von "sauberer" Silage. Ustilago maydis produziert keine Pilztoxine, kann also unbedenklich gefüttert werden auch wenn das schwarze Futter erst mal schlimme Assoziationen weckt. Ein Befall der Maiskörner bedeutet weniger verfügbare Stärke bzw. Kohlehydrate. Die Sporen selbst (Mais wird als Futter in der Regel später eingefahren, wenn die Sporen schon ausfallen) enthalten viele Öle und Aminosäuren.