Victory's Bill

Victory's Bill

6.5.2016, eine halbe Stunde auf der Welt und ich komm aus dem Staunen nicht raus

Darf ich mich vorstellen?
Mein Name ist Bill, Victory's Bill.

Heute am 6.5.2016 bin ich in der Früh um 7.00Uhr auf die Welt gekommen. Ich bin ein Vollgeschwister zur Hanna und zum Zeno, das muß Euch nicht durcheinander bringen, wir sind Embryos und deswegen 6 Jahre auseinender. Anders als meine Vorgänger hab ich mächtig Gewicht mitgebracht, unsere Chefkuh meint, es wär ganz gut gewesen, daß meine Ziehmama eine Fleckvieh-Kalbin ist. Ich hab auch nicht den schmalen Rehkopf meiner Vorgänger sondern einen richtigen Brummschädel, ein dickes Bullen-Genack und schon richtige, kleine Hörner.

Wo bleibt die Milch??

Ja, das glaubt ihr nicht? So ist es aber, und das obwohl unsere Chefkuh dem Landwirt immer wieder bestätigt hat, Longhorn hin oder her, wir kämen ohne Hörner auf die Welt. Meine hab ich daumennagelgroß mitgebracht, da weiß jeder gleich wo es lang geht! Wie ich da so im Stroh lieg und versuch zu Sinnen zu kommen packt mich doch gleich der Hunger. Das Aufstehen hab ich erst mal verschoben, aber glaubt mir, am Stroh nuckeln macht nicht wirklich satt. Gut, daß gleich ein Eimer warmer Milch serviert wurde.

heut morgen bin ich auf die Welt gekommen - jetzt kann ich schon stehen und hab echt Hunger

Bis zum Nachmittag hab ich den Trick mit meinen 4 Beinen und dem Gleichgewicht schon raus. Nur wenn ich den Kopf ganz nach oben nehm für ein bißchen Kuscheln, dann kann's passieren, daß ich umfall vor Begeisterung. Aber das krieg ich noch gebongt. Die Mahlzeiten hab ich mir gemerkt, dann kann ich morgen schon mal kräftig blöken nach der Milch, da geht's dann sicher schneller. Die Chefkuh hat mich mit einer Bürste abgerieben, jetzt hab ich keine vom Fruchtwasser verklebten Stellen mehr und mein Fell glänzt. Ich bin Hanna-braun und weiß und hab ganz viele Tupfen.


Hab schon mal versucht meine Punkte und Pünktchen zu zählen, das ist hoffnungslos, wie bei der Milchstraße. Mein bester Tag bislang war der fünfte: da hat die Sonne gescheint und wir haben im Garten Fangemandl und Fußball gespielt. Aber seht selber:

So viel zur Ernsthaftigkeit des landwirtschaftlichen Berufs in Bayern...

erste Versuche im Übungsjoch

Es ist März, 2017. Der Pankratz, mein kleiner Bruder, und ich sind mit dem Übungsjoch unterwegs. Hier zeigt sich schon was uns später als Team sprengt: während ich meine Neugier kaum zähmen kann und überall dabei sein möchte, steht der Pankratz lieber in einer Ecke und sondiert erst mal die Situation. Nicht, daß er sich nicht durchsetzt, wenn wir allein sind macht er das dauernd, der sture Fuchs; aber als Teampartner funktioniert das halt so nicht wirklich.

WhatsApp?

Neulich hab ich meinen ersten Geburtstag gehabt, selbstverständlich schau ich auch an so einem Tag ob ein paar extra Streicheleinheiten oder eine Leckerei für mich drin sind. Und? Bin schon gewachsen, oder? Was ist? Haste jetzt 'ne Karotte für mich?


Wichtig! Das Beste ist immer ganz unten drin!


wir üben alles, auch Treppensteigen!

Im Mai 2017 kommt unsere Chefkuh glatt auf die absurde Idee mit mir Treppen zu steigen. Überrascht stell ich fest, da muß ich ordentlich auf meine Füße aufpassen. Hinauf ist's kein Problem aber runter; wenn ich nicht mitdenke bleib ich mit den Afterklauen an der oberen Stufe hängen. Nach ein paarmal wird das zur lässigen Aufgabe die wir jedesmal praktizieren wenn wir an dieser Stiege vorbei kommen.

März 2018; ich lerne das ziehen ...

Es ist März im Jahre 2018. Der totgesagte Winter hat sich doch noch gemeldet mit eiskalten Minusgraden und einem Hauch von Schnee. Unsere Chefkuh hält das für ideale Bedingungen das Ziehen zu lernen. Das Geschirr kannte ich ja schon vorher und Führen ist auch nicht neu. Am ersten Tag hat sie mächtig mit dem Ortscheit im Stall rumgeklappert, das hat mich am Anfang ganz schön erschreckt. Aber das vorgelegte Heu war mir dann letztendlich wichtiger und so konnte sie bald das Ortscheit, immer begleitet von viel Lob, auch zwischen meinen Füßen durchschieben. Am nächsten Tag hat sie 2 Nylonstränge genommen und am 3PolsterKumt angehängt, ganz hinten kam das klappernde Ortscheit dran. Ach herrjeh, da muß man aufpassen wo man hintritt, besonders in den Wendungen und wenn ich rückwärts geh kommt mir der ganze Salat immer wieder in die Quere. Aber ich bin ein Mann, solche Kleinigkeiten muß man einfach irgendwann beherrschen. Wir sind schon am dritten Tag mit dem Ortscheit auf einen Sprung hinaus und nachdem wir die ersten Runden mit dem Holzteil gedreht hatten, hat ein Reifen endlich Erleichterung gebracht. Natürlich muß ich jetzt ein bißchen mehr ziehen, aber dafür ist hinter mir viel ruhiger. Wenn wir mit dem Reifen 3x auf dem Fußweg auf und ab gehen ist dort Schnee geräumt.

Mai 2018: Himmel - da muß ich noch wachsen ...

Weil Frühjahr ist wird der ganze Stall auf den Kopf gestellt; ich hab versucht mich heimlich davon zu stehlen, es roch so nach Arbeit ...
Da hat mich unsere Chefkuh am Halfter angehängt und bevor ich noch recht wußte wie mir geschieht, hatte ich den Lastsattel im Rücken. Puh, der ist ganz schön schwer. Und wir haben beide festgestellt, daß ich noch ziemlich wachsen muß, bis er auch nur im ersten Loch passt. Tja, da müssen wir derweilen so wie immer üben, mit ganz normalen Satteltaschen halt.

mitten im Getümmel

Ende Mai 2018 und wir befinden uns mitten im dicksten Getümmel. Unsere Chefkuh holt die leckeren Ahorn Äste tiefer und das ist wie die Schlacht am kalten Buffet. Nur mit unseren Hörnern müssen wir aufpassen, sie hat es dick wenn wir sie aus Versehen erwischen. Aber das läßt mir die Hanna auch nie durchgehen.

Klettern wie Bergziegen ...

Wir sind drauf wie Bergziegen - mindestens. Es ist Juni 2019 und ganz ehrlich, man kommt nur an die besten, leckersten, frischesten Blätter wenn man ganz hoch klettert und einen langen Hals macht. Hier könnt Ihr sehen wie elegant und leichtfüßig ich das Problem löse ... Der Kieshaufen ist eine große Hilfe dabei.

egal wie hoch das Gras steht, Blätter schmecken viel besser!

Wenn wir auf unsere Baumweide dürfen, wo im Juni das Gras garantiert noch kniehoch steht und die alten Bäume in der Sommerhitze viel Schatten spenden, kümmer ich mich trotzdem erst mal um den Ahorn. Der weiß schon Bescheid und läßt seine Äste im Frühjahr immer ein bißchen weiter runter hängen, so komm ich leichter an die Leckerbissen. Das vor allem bevor die anderen da waren ...

seit der Zeno weg ist, muß ich mich um alles kümmern ...

Himmel, fast hätt ich es vergessen: seit der Zeno weg ist, muß ich mich um alles kümmern. Das ist vielleicht ein Stress, zum einen weil mir der Pankratz dauernd dazwischen funkt, zum anderen weil die Mädels dauernd ihren eigenen Willen durchsetzen wollen. Vor allem die Hanna, unsere Oberkuh hält mich klein. Aber ich wachse ja noch ein Stück! Hier seht Ihr wie ich in der Ecke inspiziere ob noch alles beim Alten ist oder ob sich seit dem letzten Mal etwas Neues ergeben hat. Ja, ja, ich weiß, auch diese Blätter kann man fressen. Nachtisch. Gegenüber wären auch noch ein paar Brombeersträucher...

und ich? keine Karotte?? nicht mal 'ne kleine???

Es ist Juli 2019, ich seh wie die Zweibeiner hinterm Zaun Kaffee trinken, und ich? Krieg ich keine Karotte? Oder zumindest ein Stück Honigmelone?? Gar nix?? Wirklich?? Kein klitzekleines Stückchen Sahnetorte? Ist nicht Euer Ernst!

August 2019, wir kümmern uns um das Unkraut auf dem Vorplatz

Mittlerweile ist es August (2019) und wir sollen uns um das Unkraut auf dem Vorplatz kümmern. Machen wir doch glatt. Die fetten Wiesen müssen eh mit Vorsicht genossen werden, da kommt so ein Tag grad recht. Im Hintergrund seht Ihr die Hanuta (die mit den Hörnern) und die Hopi. Unser Pferdeanhänger ist übrigens ideal zum Schubbern, wenn's grad irgendwo juckt. Den Bremshebel haben wir so schon umgebogen gekriegt. Unsere Chefkuh sieht es aber nicht gern. Also warten wir immer bis sie außer Sicht- und Hörweite ist ...

meine Spannweite im Winter 2020/21

Wir kratzen an den 2m! Meine gemessene Spannweite im Winter 2020/21. Herrlich, denn es hat sein Gutes wenn ich mich mal am Hintern kratzen muß, da komm ich endlich bequem und ohne große Verrenkung hin!

Juni ist's, 2021, wir hatten gestern einen riesen Sturm! Unsere alte Weide, von der die Chefkuh schon seit 5 Jahren sagt, jetzt fällt sie um weil sie immer schiefer wird und hinten das Holz schon reißt, also diese alte Weide hat es geschafft. Immerhin hat sich der große Baum so elegant über unseren Zaun gelegt, daß er nicht kaputt ist und wir noch hinaus können. Ich täusche Fressen vor, da kann ich mich Schritt für Schritt dem Desaster nähern und das Problem aus der Nähe bekucken. Auch auf unserer Baumkoppel hat es einen der betagten Bäume erwischt. Der allerdings hat den Zaun unter sich zerstört und wir hatten Glück, daß er nicht der Kartoffelscheune aufs Dach fiel. Schaut nach mächtig Arbeit aus...

mit meinen Hörnern toppe ich die 2m Breite

Jetzt hab ich mich schon lang nimmer zu Wort gemeldet, wieder ist es Juni, aber wir haben 2022. Hab aber auch einen Haufen Arbeit mit der Herde Rinder hier. Bin doch mittlerweile quasi verantwortlich für alle und jeden. Das ist ganz schön mit Stress verbunden. Beim Zeno sah das immer so einfach aus. Nun ist es mir in den Schoß gefallen, immer vorn hin rennen wenn es was Neues gibt und die Situation abklären, immer den Kopf hoch während alle anderen weiter fressen wenn ich was hör oder seh, dafür aber auch immer der Erste sein beim Fressen. Besonders letzteres fällt mir leicht, müssen die anderen doch versuchen an meiner Spannweite vorbei zu kommen.

Was ist das denn? Das war ja noch nie da...

Was ist das denn? Das war ja noch nie da... das schnuffel ich erst mal vorsichtig und geschützt durch die Mauer an! Auf dem Misthaufen finden sich immer wieder hoch interessante Dinge, nein, nicht alles kann man fressen. Wäre aber toll, oder?