Unkraut kann man fressen?
Kathy Voth aus Loveland, Colorado hat 2004 eine Methode entwickelt mit der man Rindern beibringen kann Unkraut zu fressen. Die Idee entstand als ihre Empfehlung zum Unkraut bekämpfen doch Ziegen oder Schafe einzusetzen von Rinderbetrieben nicht umgesetzt wurde weil es einfach keine gängige Vorstellung für die Landwirte war.
Pflanzenfressende Tiere stellen die ideale Lösung zur Unkrautbekämpfung dar, also muß man die Rinder dafür ausbilden. Mit minimalem Zeitaufwand kann jeder Rinder haltende Landwirt seinen Kühen das Fressen von Unkraut schmackhaft machen.
Rinder sind - und das haben wir an anderer Stelle schon erwähnt - gute Lehrer und Schüler. Eine kleine Gruppe ausgebildeter Rinder wird den Kälbern und anderen Herdenmitgliedern in einer Weidesaison zeigen wie es geht und ältere Tiere werden von Jahr zu Jahr dieses Wissen an die nächste Generation weiter geben ohne daß der Landwirt einen weiteren Zeitaufwand hat.
Vier Schritte zum Erfolg
1. Die Pflanzen müssen bekannt sein
Zuerst gilt es die Wertigkeit als Futtermittel der betreffenden Pflanze herauszufinden - oder deren Giftigkeit. Viele Unkräuter enthalten überraschend hohe Energiedichten, aber vielleicht enthalten sie ja auch Giftstoffe? Dies sollte man unbedingt vorher abklären um Krankheiten zu vermeiden.
2. Die Auswahl der Tiere, die man trainiert, will überlegt sein
Junge Tiere versuchen am ehesten etwas Neues, weibliche Rinder bleiben länger in der Herde und sie trainieren ihre Kälber. Nur so viele Rinder trainieren wie man gut handhaben kann, diese werden es dann im Lauf der Zeit allen anderen beibringen.
3. Es gilt die Angst der Rinder vor neuen Futtermitteln zu reduzieren
Indem man eine tägliche Routine beim Füttern aufbaut und immer wieder etwas Neues, Unbekanntes, gleichzeitig gut Schmeckendes anbietet macht man die Färsen vertraut mit dem Anblick und Geschmack unfamiliärer Futtermittel. Also füttern wir 2x täglich für 4 Tage etwas Neues. Wenn wir dann am 5. Tag unser Unkraut vorlegen, werden sie es fressen, weil es halt einfach wieder etwas Neues ist.
4. Das Üben auf der Weide
Jede neue Pflanze erfordert, daß die Tiere sich eine Abweidetechnik erarbeiten müssen. Also geben wir ihnen einen Tag oder zwei auf einer kleinen Weide Zeit, quasi einem Klassenzimmer, wo sie das Fressen dieser Pflanze üben können. Erst danach sind die Tiere reif für die große weite Welt.
Viele Unkräuter entsprechen in ihrem Eiweißgehalt Kraftfutter.
Alle Tiere fressen erst mal das, was sie von ihren Müttern abgeschaut haben. Sie lernen allerdings auch von anderen Herdenmitgliedern. Wenn diese Rinder also kein Unkraut fressen, werden es die Kälber auch nicht tun. Und weil wir alle etwas ängstlich sind wenn es darum geht Neues auszuprobieren, werden auch unsere Nutztiere keine Experimente machen, außer es bleibt ihnen nichts anderes übrig.
Die Wissenschaft zeigt uns, daß, wenn Tiere ein Nahrungsmittel finden das ihren Ansprüchen an ein Futtermittel genügt, daß diese Tiere immer wieder auf dieses Futter zurückgreifen werden. Glücklicherweise entsprechen viele Unkräuter diesen Ansprüchen. Über den Daumen gepeilt kann man sagen, wenn etwas grün ist und wächst ist es höchstwahrscheinlich auch nahrhaft. Allerdings je älter die Pflanze ist, desto weniger nahrhaft. Ferner bedeutet ein saisonal niedriger Futtermittelwert nicht automatisch, daß es den Rindern nicht trotzdem schmeckt.
Nicht alle Pflanzen sind zum Fressen geeignet. Bevor man also anfängt eine neue Pflanze im Futter vorzustellen muß man sich informieren ob sie Toxine enthält! Die meisten Pflanzen beinhalten mehr oder weniger Giftstoffe um ein gefressen werden zu verhindern. In vielen Fällen reagieren die Tiere darauf in dem sie verschiedene Futterpflanzen gemischt fressen.
Es gibt eine Menge Bücher und andere Informationsquellen, die uns eine Idee davon verschaffen, welche Pflanze wirklich giftig ist und welche nicht. Aber wir sollten im Hinterkopf behalten, daß viele dieser Informationen im Hinblick darauf geschrieben wurden, was Nutztiere üblicherweise fressen und was nicht.
Dornen? Stacheln? Unkraut-trainierten Rindern ist das egal. Bei der Arbeit mit unkraut-fressenden Rindern gab es nie eine Verletzung oder eine Krankheit wegen Stacheln oder Dornen.
Rindern die sich über Unkraut hermachen stehen mehr Möglichkeiten zur Verfügung sich die notwendigen Kalorien zu beschaffen, sie sind nicht auf die herkömmlichen Weidepflanzen abonniert.
Die Anwendung von Herbiziden ist teuer, zeitaufwendig und in manchen Gebieten unmöglich. Wenn also Rinder diese Arbeit übernehmen, bedeutet das mehr Zeit und Geld für den Landwirt bei gleichzeitig deutlich reduziertem Chemikalien-Einsatz.
Es kommt ein weiterer Effekt zum Tragen insbesonders in unwegsamen Gelände: Rinder sind schwerer als Ziegen und Schafe und zertrampeln allein durch ihr Gewicht beim Grasen auch einiges an unerwünschten Pflanzen. Sorgfältig muß man in diesem Fall beobachten ob bzw. wie weit der Boden selbst Schaden nimmt.