Ideen
Göpel
Göpel sind eine technische Möglichkeit aus Zugarbeit von Tieren und Menschen eine Drehbewegung zu machen, die mit der jeweils passenden Übersetzung sehr vielfältig zum Betrieb von Apparaten und Maschinen genutzt werden kann.
Viele Jahrhunderte wurden sie vor allem im Bergbau benutzt, erst spät fanden sich Göpel in Sägewerken und Mühlen (17. Jahrhundert), noch später im landwirtschaftlichen Bereich (z.B. fest installierte Buttermühlen) und die Zeit in der Göpel dort wirklich weit verbreitet und vielfältig genutzt wurden (zweite Hälfte 19. Jahrhundert und Anfang des 20. Jahrhunderts) war relativ kurz. Aus einer Holzkonstruktion, die meist fest installiert unter Dach und Fach betrieben wurde, entwickelte sich der eiserne Göpel, kleiner, transportabel, mit besserem Wirkungsgrad und so mehr Möglichkeiten eines Antriebs bietend. Die hohe Verletzungsgefahr beim Arbeiten mit diesen Geräten schuf wieder und wieder Anreiz zu Verbesserungen. Auch konnten die Arbeitskraft der Zugtiere durch den Göpel nicht nur im Sommer sondern auch im Winter oder während einer Schlechtwetterphase zum Einsatz kommen. Das Dreschen und Häckseln fiel jetzt in den Arbeitsbereich der Tiere. Landwirtschaftliche Maschinen die zu dieser Zeit mehr und mehr auf den Markt drängten erforderten einen kontinuierlichen Antrieb - die ideale Kombination für Göpel.
Man unterscheidet Tretgöpel und Rundlaufgöpel.
Tretgöpel (Treträder, Tretscheiben, Tretbänder, Tretmühlen) sind Apparate mit wesentlich geringerem Platzbedarf als Rundlaufgöpel, wo die geleistete Arbeit vom Körpergewicht auf einer schiefen Ebene verstärkt wird und so ein höherer Wirkungsgrad erzielt werden kann. Sie finden sich vor allem im amerikanischen Bereich bei den Amishen, werden dort gebaut und eingesetzt und sparen im Allgemeinen eine Arbeitskraft - den Treiber. Mehr als beim Rundgöpel muß man auf die Arbeitsbedingungen für die Tiere achten: nicht zu steil ansteigend, nicht zu schnell (bei zu geringem Widerstand) und nicht zu lang sollten sie darin arbeiten, sonst würden Stürze auf der bewegten Lauffläche auch den Göpel selbst beschädigen.
Die Tretmühle des Herrn Denis Bolduc
Die Interessengemeinschaft Arbeitspferd IGA hat eine Tretmühle von Athens importiert und baut sie um. Das Projekt kann auf der Seite der IGA verfolgt werden. Neu angekommen wird die Tretmühle das erste Mal ausprobiert und die Veranstaltung im Zuge eines Pflüge-Trainings gefilmt. Hier noch ein link zum Flyer von Athens bezüglich ihrer Tretmühle (englisch).
Rundlaufgöpel entwickelten sich zu Glocken-, Zylinder- und Säulengöpeln. Eine Quelle für Unfälle waren die offenen Zahnräder, deshalb waren sie beim Glockengöpel verdeckt; allerdings mußten die Tiere bei den Glockengöpeln noch in jeder Runde über die sog. Göpelstange (die Antriebswelle) steigen. Diese quer zur Laufrichtung liegende, sich drehende Welle war Ursache vieler Unfälle bei Mensch und Tier, deshalb galt der schon 1855 vorgestellte Säulengöpel als Fortschritt bezüglich der Sicherheit, da die Tiere unter den Antriebsriemen arbeiteten. Erst ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts stellte Deutschland überhaupt selbst Rundlauf- / Zahnradgöpel her, davor wurden sie aus England und Frankreich importiert. Die dritte große Gefahrenquelle war das Nachlaufen der Zugbäume, -stangen des Göpels wenn die Arbeitstiere einmal anhielten oder die Maschine entlastete, es mußten also Fallen, Freiläufe, Ausrück-Kupplungen und Bremsen entwickelt werden. Viele Stürze passierten gar durch ein plötzliches Blockieren der Konstruktion. Die Arbeit mit Transmissionsriemen bedeutete hier eine große Erleichterung. Gegenläufiges Drehen mußte unmöglich gemacht werden um Schäden von der angetriebenen Maschine fern zu halten. Der Durchmesser bzw. die Länge der Zugbäume waren maßgeblich von Bedeutung für die geleistete Arbeit, die Rede ist von 8 Stunden gleichmäßigem und ruhigem Zug. Je kleiner der Durchmesser, desto kleiner die Schrittlänge der Tiere, umso langsamer die Drehbewegung und umso kleiner die Arbeitsleistung. Kühe wurden nur stundenweise eingesetzt. Pferde waren doppelt so schnell unterwegs wie Ochsen, das mußte bei der Kraftübertragung berücksichtigt werden. Bei 4m langen Zugbäumen entsprach die Kraft im Rundlaufgöpel etwa 2/3 bis 3/4 der Leistung im geraden Zug. Die benötigte Zugkraft im Göpel war abhängig von der Leistung der anzutreibenden Maschine. Eine weitere Arbeitserleichterung für das einzelne Tier stellten Zugleinen statt einer Deichsel dar; so war ein individuelles Bewegen gesichert. Außerdem wurde empfohlen, bei Zweiergespannen mit einer Waage zu arbeiten deren äußerer Arm um 10-15% länger ist, um einen Zugausgleich für das innere Tier zu schaffen. Auch Pferdeschoner wurden benutzt - nicht nur um die Tiere sondern vor allem den Göpel zu schonen. Fester (nicht harter) und ebener Boden galten als selbstverständlich.