Was Anspannen?

Welches Rind kann arbeiten? Was anspannen?

Die Frage wurde früher einfach beantwortet: Angespannt wird was da ist.

Rinder wurden dem Pferd bevorzugt vor allem in kleinen landwirtschaftlichen Anwesen; dort war eine Kuh schon eine Errungenschaft und Lebensgrundlage. Rinder sind idR. zugfest, gern langsamer als Pferde, dafür ausdauernder. Maschinisten bevorzugten Rinder, weil sie behutsamer anzogen, nicht in die Zugseile sprangen. Wo Ochsen keine ausreichende Zugkraft entwickelten, wurden Bullen eingespannt. Der "Mehnat", das war im Niederbayrischen das Spannvieh. Auf den Märkten wurde unterschieden zwischen Gangochsen (jünger als 2 Jahre, mager und zu Zugzwecken gehandelt) und Schlachtochsen.

Anders formuliert: jedes Rind kann arbeiten. Ein paar Überlegungen sollten trotzdem vorher gemacht werden:

Was soll das Rind machen? Holzrücken? Ackerbau? Reiten? Auf welchem Boden sind wir unterwegs? Moorig? Gebirgig? Straße? Welchen Charakter hat das Tier? Ist es als Individuum überhaupt für meine Pläne geeignet? Welche Rinderrassen gibt es vor Ort und an was für Tiere kann ich günstig kommen? Kann ich das Tier, das ich einsetzen möchte, entsprechend artgerecht halten?

Rasse: Aus den ehemaligen Dreinutzungsrassen sind im Verlauf weniger Jahrzehnte Hochleistungsrassen für eine einzelne Nutzungsrichtung geworden, wenige Rassen wie zB. das Fleckvieh streben nach wie vor eine Doppel-Nutzung im Zuchtziel an. Wenn wir gezielt nach Arbeitsrindern suchen, landen wir fast regelmäßig im Bereich der alten, gefährdeten Rinderrassen: Rotes Höhenvieh, Pinzgauer, Murbodner, Rätisches Grauvieh, Vogesen ... Der Grund mag in der Langlebigkeit der Tiere, der Klauengesundheit, der Charakterfestigkeit liegen, sicher spielt aber auch die Überlegung eine Rolle, so diesen Rassen eine Nische zu erhalten.

Körperbau: Ein kleines, wendiges Tier mag sich besser als ein großes schweres Rind eignen für schwieriges Gelände oder Arbeiten bei denen Schnelligkeit eine Rolle spielt; letzteres hat dafür wieder Vorzüge wenn es um das Bewegen großer Lasten geht. Sehr große Rinder brauchen häufig Sonderanfertigungen bei ihrer Ausrüstung, kleinere Rinder ermöglichen das Arbeiten mit alten Geschirren oder Standardteilen aus dem Pferdebereich. Eine Kuh eignet sich vielleicht für manche Projekte weniger weil ihr Euter verletzungsgefährdet oder einfach "im Weg" ist. Lange Beine ermöglichen einen raumgreifenden Schritt, dunkles Klauenhorn gilt als besonders abriebfest, Stellungsanomalien können die Nutzungsdauer beeinträchtigen.

Sonntagnachmittag

Konformation von Zugtieren - Unterschiede Pferd und Rind

Der Originalbeitrag auf AIMA : (engl.)

 

In meinen Augen ein extrem wichtiger Beitrag, erklärt er doch viele Unterschiede bei den möglichen Geschirren und Anspannungsarten, nicht nur beim Rind sondern auch im Unterschied zum Pferd!