Genickjoch, Schäppeljoch

1. Genickeinzeljoch

Ähnlich gearbeitetes Holzstück wie beim Genickdoppeljoch, allerdings nur etwa 50cm lang; zusätzlich weisen Genickeinzeljoche eingearbeitete Griffe (einseitig, beidseitig bzw. mittig) auf, an denen das Tier geführt werden kann. Häufig zu finden im Westerwald, dem Schwarzwald und auf der Schwäbischen Alb.

Wie beim Genickdoppeljoch kommen Polster (Jochkissen, Schäppel) zum Einsatz und das Joch wird mit einem Lederriemen an den Hörnern und quer über die Stirn befestigt; diese Verbindung muß die ganze Zuglast übernehmen und darf keinen Spielraum haben.

Meist setzen die Zugstränge direkt am Holz an (Löcher und Pflock oder Knoten) manchmal aber auch über zusätzliche eiserne Beschläge.

Eine Sonderform ist das Genick(einzel)joch für den Scherenzug, bei welchem die am Wagen bewegliche Schere direkt am Jochholz per Knebel ansetzt; dadurch entfallen alle weiteren sonst notwendigen Geschirrteile.

Es gibt ferner Genickeinzeljoche deren rechte Seite für die unmittelbare Ankopplung an die Wagendeichsel ausgelegt ist, während die linke Seite die üblichen Ringe zum einknebeln eines Zugstranges aufweist. Dieser wird dann an einem Haken an der Wagenvorderachse befestigt.

Genickeinzeljoch aus Unterfranken

Das folgende Genickeinzeljoch aus Unterfranken wurde von einem Vorbesitzer mit hochglänzendem Lack "verschönert". Es ist 49cm breit, 13cm hoch und 5cm dick. Die deutliche Assymetrie zwischen vorn (glatt) und hinten (gerundet und mit Ausschnitten für das Befestigungsleder) fällt sofort ins Auge. Nicht auf den ersten Blick erkennbar, trotzdem gerade noch sichtbar an diesem vielbenutzen Holz: feine Kerbschnitzerei einmal oben entlang der Vorderkante des Bogens / Handgriffs im Abstand von 1cm parallel und weiterhin an den hervorstehenden Kanten beidseits der Rinnen in denen das Befestigungsleder verläuft. Dort sind zum Genick hin eine Linie Punkte an der Kante, gleiches zum Ohr hin, jeweils innen und außen auf der Kante des geschnitzten Vorsprungs. Die Auflage  für das Genick hat eine lichte Höhe von 7cm, eine Weite von 23cm. Der Bogen trägt an seiner höchsten Stelle 2 waagrechte Löcher (3cm x 1,5cm) die als Handgriff dienen. Zum besseren Greifen wurde der hintere Bereich des Holzes hier bis auf 2cm für den Griff entfernt und so hat man eine ebene Plattform. Die Vertiefungen für den Lederriemen, der das Teil an den Hörnern fixiert, sind 26cm voneinander entfernt, 2cm breit und bis zu 1cm tief. Auf der rechten Seite erkennt man den Holzpflock der ursprünglich den Anfang des Lederriemens im Genickjoch fixiert hat. Er wurde von hinten mit dem Leder eingeschlagen und durch den beim Gebrauch entstehenden Zug vorn erst recht gehalten. Das Loch für diesen Dübel läuft schräg durch das Holz, hinten weiter innen und oben als vorn, wo es praktisch unmittelbar neben dem Rinnenbereich austritt. Die eisernen Ösen für die Zugabnahme sind 43cm voneinander entfernt. Sie sind aus 1cm dickem Eisen geschmiedet, werden dann mit beiden Enden nach vorn durch ein Loch in den Seiten des Jochs gesteckt um dort umgebogen zu werden, ein Ende nach oben, eines nach unten bis fast wieder ganz auf die Hinterseite. Das verankert diese der Belastung ausgesetzten Teile nicht nur hervorragend sondern verhindert außerdem ein Aufspalten des Holzes. Rechts befindet sich in der Öse ein nach oben offener, eiserner  Zughaken (6,5cm) mit Knopf an seiner Spitze, links außer einem größeren Haken (8,5cm) auch noch ein eiserner Ring (4cm). Gewicht: 1,1kg

Dieses Genickeinzeljoch fällt durch seinen prominenten Griff in der Mitte über der Genickauflage auf. Das gesamte Joch ist 47cm breit, 14 cm hoch und 5,5cm dick. Deutlich assymetrisch gebaut ist die Vorderseite glatt. Neben dem Griff im sich nach oben auf 1,8cm verjüngenden Holz fallen die tiefen Rinnen für die Befestigung an den Hörnern auf. Sie sind im Abstand von 26,5cm ins Holz geschnitzt. Der Bogen für das Genick ist 24cm breit und 7cm hoch. Die eisernen Ösen für die Zugabnahme sind im Abstand von 40cm angebracht und haben einen Durchmesser von gut 3,5cm. Gewicht: 1kg

Genickeinzeljoch mit Kerbschnitzereien

Das folgende Genickeinzeljoch weist Kerbschnitzereien im hinteren und vorderen Jochbogenbereich auf, vor allem vorn zusätzlich farblich akzentuiert. Es ist 70cm breit, 19cm hoch und unten 3cm dick, während es oben bis auf 1cm abgeflacht wurde. Ein kleines Loch in der Mitte oben diente wohl ursprünglich dazu, daß es bei Nichtgebrauch weggehangen werden konnte. Die sehr schmale (3cm dicke) Auflage für das Genick ist 26cm breit und gut 11cm hoch. Die Löcher für die vermutlich ehemals lederne Zugabnahme sind 43cm voneinander entfernt. Darüber befindet sich auf jeder Seite ein ins Holz geschnitzter Griff (7cm x 2,5cm). Der Durchlass für den Anfang des Befestigungsbandes aus Leder ist hier links angebracht. Gewicht: 1,2kg

Genickeinzeljoch aus Mannheim (Baden-Württemberg)

Dieses Genickeinzeljoch aus Mannheim (Baden-Württemberg) kommt mit sämtlichem Zubehör: dazu gehört noch der Lederriemen mit dem es am Kopf des Rindes befestigt wird und dazu gehört auch das Polsterkissen für die Stirn über welches der stramm gezogene Lederriemen läuft. Das Genickjoch ist 58cm breit, 16cm hoch und 3,5cm dick. Im Zenit ein kleines Loch, darunter der Bogen der im Genick zu liegen kommt mit einer Breite von 26,5cm und einer lichten Höhe von 10,5cm. Hinten, unmittelbar anschließend, oben schräg nach außen weisend, die Kerben (zwischen 0,4cm und 0,8cm tief und 2,5cm breit) in denen der Lederriemen verläuft. In der linken Kerbe befindet sich ein Loch, welches etwa auf der mittleren Höhe hinten ein- und vorn unten wieder austritt. Hinten am oberen Rand des Jochs bzw. der Kerbe ist der Lederriemen zum Befestigen des Jochs angenagelt. Der läuft von hier durch das Loch nach vorne und zeigt auch gleich warum diese Riemen meistens fehlen: sie reißen gern an der Holzkante des Lochs durch die dort entstehende punktuelle Belastung. Rechtes und linkes Ende des Genickjochs sind unterschiedlich ausgearbeitet, links fällt vor allem die ehr rechteckige Form (11,5cm x 11cm bzw. 8cm) mit einem Griffloch (6,5cm x 3cm) auf. Darunter eine eiserne Öse mit Ring (6cm Durchmesser) für die Zugaufnahme. Vorn ist diese Öse mit einer rechteckigen kleinen Metallplatte (2,3cm x 2,3cm x 0,3cm) verankert, die im Holz eingelassen ist. Rechts endet das Genickjoch ehr dreieckig (13cm bzw. 11cm x 9,5cm x 3cm), hat hinten die selbe Zugaufnahme wie auf der linken Seite und vorn extra einen 4cm kleinen Ring, auch mit einer Eisenöse befestigt, die durch das Holz nach hinten reicht und dort auseinandergebogen verankert ist. Der lederne Befestigungsriemen ist schon einmal gerissen und wurde wieder zusammengenäht. Er ist 2,3cm breit, 0,2cm dick und 350cm lang. Nachdem er aus dem Loch links neben der Genickauflage austritt läuft er zunächst durch 2 lederne Stege auf der Stirnpolster-Vorderseite bevor er weiter straff gespannt um Holz und Hörner gewickelt wird. Das Stirnpolster ist 25cm x 15,5cm x 4cm, aus Leinendrell auf der Rückseite, gestopft mit Haaren und flach gehalten durch 8 Formstiche. Eine Ecke des Leinen ist mit einem aufgeklebten Stück Stoff repariert; die Ecken sind offenbar empfindlich, da die anderen auch angescheuert sind. Die Vorderseite besteht aus demselben engmaschigen Leinengewebe, die Oberfläche ist allerdings mit einem schwarzen Material beschichtet und wird so widerstandsfähiger und wasserdicht. Der ganze Rand dieses Polsterdeckels ist mit einem Lederstreifen umnäht und zwei aufgenähte Lederstege (8,5cm x 2,5cm, 12cm von einander entfernt) sorgen für den Halt auf dem Befestigungsriemen. Gewicht (alles zusammen): 2kg

Genickeinzeljoch aus Würzburg (Unterfranken)

Das unten abgebildete Genickeinzeljoch aus Würzburg (Unterfranken) muß einem großen Ochsen gehört haben. 2 weitere, kleinere Genickjoche gehörten mit dazu. Dieses Genickjoch ist 70cm breit, 20cm hoch und unten etwa 4cm tief. Nach oben läuft es schmaler aus. Auch hier hat es ein kleines Loch am höchsten Punkt des Bogens. Die lichte Höhe beträgt 12,5cm, die lichte Weite 31cm. Schwache Abnutzungsspuren durch die Hörner verraten uns die Vorderseite. Der hölzerne, 11cm breite und 7cm hohe Griff befindet sich links am Joch. Eine 1,5cm breite Rinne (in der der Lederriemen zur Befestigung am Kopf des Rindes verlaufen muß) trennt den Griff vom Bogen. Zwei Löcher von 1,5cm Durchmesser, im Abstand von 3cm, dienen einer Leder- oder Seilschlaufe (Zugaufnahme) als Durchgang. Die Abnutzungsspuren sind deutlich am Holz. Ein drittes Loch führt von hinten schräg nach vorn und endet dort unmittelbar an der Kante zum inneren Jochbogen. Hier beginnt der nicht mehr vorhandene Lederriemen zur Befestigung des Jochs. Das rechte Ende des Jochs trägt einen Eisenbeschlag: das 2cm breite Band führt oben 8,5cm, unten 10cm und an der Seite 5,5cm um das Holz. 3 Schrauben halten das Eisen oben und unten am Holz. Auf der Außenseite bildet das eiserne Band eine Öse und hält darin einen Ring von 5cm Durchmesser. Auch auf dieser Seite gibt es 2 Löcher zur Zugaufnahme.
Gewicht: 1,6kg

Zwei Genickeinzeljoche aus Würzburg (Unterfranken)

Dieses zusammengehörende Genickjoch - Paar aus Würzburg (Unterfranken) kam zusammen mit dem oben beschriebenen Joch für Ochsen. Sie sind fast identisch und spiegelverkehrt gearbeitet. Sie sind 65cm breit, 15cm hoch, unten 4cm tief und nach oben auf 3,5cm auslaufend. Das kleine Loch am höchsten Punkt des Bogens gehört auch hier dazu. Die lichte Höhe beträgt 9,5cm, die lichte Weite 24,5cm. Mit diesen Maßen sind sie deutlich kleiner als das oben beschriebene Genickjoch für große Ochsen. Auch hier haben die Hörner vorn flache Einbuchtungen am Holz hinterlassen. Der Griff befindet sich jeweils an der Außenseite des Jochs in Gespann-Funktion. Eine 2,5cm breite Rinne im Holz zeigt wo der Lederriemen zur Befestigung verlaufen muß und trennt den Griff vom Bogen. Ein einzelnes Loch von 1,5cm Durchmesser und die im Holz eingegrabene Spur seines Gebrauchs dient der Zugaufnahme. Ein weiteres Loch mündet aus dem Griff kommend schräg nach vorn und endet dort unmittelbar an der Kante zum inneren Jochbogen - der Anfang für den Befestigungsriemen. Die für die Anspannung an der Deichsel innere Seite der Joche trägt einen Eisenbeschlag: hier zeigen sich die deutlichsten Unterschiede des Paares. Das breite Eisenband ist beim linken Genickjoch ehr dreieckig ausgeführt, oben 9cm, unten 10cm und mit 3 bzw. 5 Nägeln am Holz fixiert. Beim rechten Joch ist das dreieckige Eisenband (oben 9cm, unten 12cm) so flach ausgeschmiedet, daß die Ecken wie Flügel um das Holz greifen, somit wird ein Verrutschen definitiv unterbunden. Hier halten je 3 Nägel (ein großer und 2 kleine) das Metall unten und oben. An der Seite bildet das Metallband eine Öse mit einem Ring und verläuft in einer Rinne im Holz. Auch hier gibt es ein Loch für eine Befestigung zur Zugaufnahme. Im Holz läßt sich noch ein viereckiges Loch (0,8cm x 0,8cm) erkennen, welches einem eisernen Splint von vorn nach hinten den Durchtritt erlaubte; auf der Hinterseite sind noch die Abdrücke der auseinander gespreizten Enden.
Gewicht: 1,2kg rechtes und 1,25kg linkes Joch

Genickeinzeljoche aus Hilchenbach-Hadem

Diese Genickjoche kommen - neben denen für den Scherenzug - aus dem Landwirtschaftsmuseum Hilchenbach-Hadem. Sie sind nicht für den Scherenzug geeignet, weil sie Haken und Ösen statt Ringe an den seitlichen Enden tragen und die Holzteile nicht durch Metall vor den Stößen der Gabel geschützt sind. Auch bei diesen Jochs wird viel Wert auf Zierde gelegt, sie sind zT. ebenso farbig und beschnitzt.

Genickjoch für Scherenzug

Genickjoch für den Scherenzug (Siegerland)
Genickjoch für Scherenzug (Siegerland) von hinten

Dieses Genickjoch für den Scherenzug (Siegerland) ist bunt bemalt und reichlich beschnitzt. Es herrschen die Farben grün, weiß und rot vor. Selbst Teile der Eisenarmierung waren rot angemalt. Die Hinterseite ist prächtiger geschmückt als vorn wo der Stirnwulst und die Hörner viel verdecken. Oben am höchsten Punkt eine ehemals rot bemalte Feststellschraube für den Lederriemen, der das Joch an den Hörnern / dem Kopf festzurrt. Die für diesen Riemen vorgesehenen Kerben sind von oben schräg nach der Seite 2,5cm tief eingeschnitten, laufen hinten um das gesamte Joch um auf der Unterseite (immer noch 1cm tief) nach vorn auszulaufen. Der gut 3cm lange Rest dieses Riemens der in der linken Kerbe festgenagelt ist hat eine Dicke von 0,3cm und eine Breite von 1,5cm. Im vorderen Jochbereich sind 2 deutliche Kuhlen für die Hörner ausgearbeitet. Der Bogen für das Genick ist 22cm breit, 3cm hoch und 5cm dick. An der Unterseite angebrachte, stabile, nach hinten weisende Haken sind bislang von unbekanntem Nutzen. Die beiden Seitenflügel des Jochs sind auf den äußeren 10cm von Eisen ummantelt und weisen einen quadratischen Querschnitt (abnehmend bis auf 4cm x 4cm) auf. Eine beiderseits waagrecht angebrachte Öse (5cm Durchmesser) hält einen Scherenring von 12cm Durchmesser und 1cm Eisenstärke, durch welchen bei der Anspannung die Anzen gezogen werden. Mit einer kleinen Kette (40cm lang) und kleinem Knebel fixiert finden sich zu diesem Zweck eiserne Jochnägel /Stroppnägel (23cm lang, zwischen 1,3cm und 2,5cm breit), die die Anzen der Schere in diesen Ringen verkeilen. Bei Nichtgebrauch finden diese Jochnägel ihren Platz in kleinen Ösen an der Hinterseite des Jochs. An der dicksten Stelle hat das Joch 8cm und es ist insgesamt 72cm breit. Gewicht: 3,75kg

Wer weitere dieser farbenfrohen Genickjochs bestaunen will: in Hilchenbach-Hadem gibt es ein kleines, feines Landwirtschaftsmuseum . Dort hat es nicht nur weitere Kuhanspannungen sondern auch Schellengeläute und alte landwirtschaftliche Geräte für Stall, Haushalt und Felder. Wir dürfen hier Bilder von ein paar Exponaten aus dem Museum zeigen; nicht alle sind bunt, aber jedes ist mit Schnitzarbeiten liebevoll verziert.

Genickjoch für den Scherenzug aus Bad Wörishofen

Das folgende Genickjoch für den Scherenzug läßt sich im Kutschenmuseum Niklas in Bad Wörishofen bestaunen. Es gehört zu den Schalenjochs, ist nicht bunt verziert und trägt an der linken Hinterseite eingeschnitztes Monogramm. Außerdem fallen die doppelten Ringe des Zugansatzes auf jeder Seite auf. Damit ist es nicht nur für den Scherenzug geeignet sondern kann auch mit normalen Strängen genutzt werden.

Auch im Berchtesgadener Land, im Pinzgau und in Kärnten wurden Genickjoche für den Scherenzug benutzt. Diese Joche sind nicht bunt und haben auf beiden Seiten lange Holznägel, die ein seitliches Verrutschen am Kopf verhindern. Auch hier wird mit Jochkissen gearbeitet.

Genickjoch für Scherenzug aus dem Pinzgau
Genickjoch für Scherenzug aus Saalbach, Österreich

Der Seighof in Saalbach hat uns ein Bild seines Hakenjochs zur Verfügung gestellt. Es handelt sich auch hier um ein Genickjoch zum Scherenzug. Dort wurde auch mit Stirnjochs, einem 3PK und einem Vollkumt gearbeitet.

Genickjoch für Scherenzug aus Kärnten

Das nachfolgend abgebildete Genickjoch für den Scherenzug stammt aus Kärnten und gehört zu den Hakenjochs. Der Jochbaum wurde aus einem passenden Stück Holz geschnitzt. Das Joch ist 80cm breit, zwischen 5cm (Seiten) und 7cm (Mitte) tief und insgesamt 27cm hoch. Der Jochbaum hat in der Mitte eine geschwungene Genickauflage mit einer lichten Höhe von 7,5cm und einer lichten Weite von 28cm. In diesem Abstand münden die beiden Holzhaken in den Jochbaum. Da sie leicht nach außen abstehen beträgt ihre Entfernung von einander unten am eigentlichen Haken 30cm. Diese Holzteile sind jeweils 24cm lang, haben einen Durchmesser von 3cm und einen 1cm nach außen überstehenden Haken am unteren Ende. Oben stecken sie in je einem Loch im Jochholz und sind mittels Nägeln befestigt. Der rechte Haken reicht weiter durch das Loch, scheint also nur kürzer zu sein als der linke. In der Mitte der Genickauflage zeugen 2 Löcher vom Gebrauch dieses Jochs als Lampe. Vorn befinden sich am Jochbogen 3 Kreuze in Kerbschnitzerei, das linke kaum zu erahnen. Der Jochbaum ist vom Durchmesser achteckig gehalten, läuft an den Seiten aber rund aus. Hier sind die eisernen Zugaufnahmen: ein handgeschmiedeter Ring (3cm breit, 0,4cm dick) rund um das Holz mit einer Öse von ca. 4cm, die wiederum einen längsovalen Eisenring enthält. Letzterer ist abgeflacht, rechteckig im Material (1cmx 0,6cm Eisenstärke) und 9,5cm lang x 4,5cm breit. Diese Zugaufnahmen wurden heiß aufgebrannt und mit Nägeln am Jochbaum befestigt. Trotzdem erzählen die vielen Keile, Nägel und Spalten an dieser Stelle im Holz von den enormen (Dreh-)Kräften die diese unmittelbare Scherenanspannung mit sich bringt. Das läßt auch die Belastung für die Rinderköpfe erahnen. Gewicht: 2,7kg

Genickeinzeljoch “jouguet” des Herrn Roger Desrosières, France

Das folgende Genickeinzeljoch (ein Schalenjoch) kann nur unbestimmt Frankreich zugeordnet werden. Herr Desrosières hat es auf dem Trödel in Paris erstanden. Wir wären dankbar für weitere Informationen zu diesem gut erhaltenen Stück. Vorn sieht man deutlich die Vertiefungen für die Hörner, mit dem Nagel oben wurde der lange Riemen zum Befestigen des Jochs fixiert und an den Seiten angebrachte eiserne Haken lassen vor allem eine Verwendung mit Zugseilen/-ketten als wahrscheinlich vermuten.

 

2. Genickdoppeljoch

Es besteht aus einem Jochholz bzw. Jochbaum (meist zwischen 110cm bis 180cm) welcher mittig eine Ankopplungsmöglichkeit für die Last vorsieht; als sog. Wid, auch Wit (vermutlich benannt nach der Weide aus welcher der Ankopplungsring geflochten war) dienen auch ein U-förmiger Eisenring, doppelte Eisenbügel, eine Kette, ein Seil, ein Lederring oder ein Ochsenziemer; wird Leder benutzt ist es in der Regel das Schwanzleder einer Rinderhaut.

Die Ankopplung der Deichsel/Anzen/Ziata erfolgt mit einem Jochnagel aus Holz oder Eisen. Der hölzerne Jochnagel wird gewöhnlich aus Hartriegel-Holz geschnitzt, einem Holz das als zäh bekannt und weit verbreitet ist. Hölzerne Jochnägel halten am längsten, wenn die Wit nicht aus Metall ist - und umgekehrt. Mit eiserner Wit muß auch der Jochnagel aus diesem Material sein, sonst nutzt er zu schnell ab; früher handgeschmiedet und verziert durfte der Nagel nicht verloren gehen oder verschenkt werden, das bedeutete Unglück für den Hof.

An den Enden des Jochbaums (aus Ahorn, Buche, Esche, Linde, Weißbuche) befinden sich die ausgesparten Auflageflächen im Holz für das Genick der Tiere, diese Wölbung muß individuell ausgearbeitet und sorgfältig glatt geschliffen werden. Bildet diese Wölbung eine hervorstehende Fläche spricht man von einem Schalenjoch, vor allem im süddeutschen Raum und Österreich zu finden.

Einkerbungen für die etwa 2m langen Riemen mit denen dieses Joch befestigt wird finden sich auf beiden Seiten neben der Auflagefläche; die eigentliche Fixierung dieses Jochs geschieht an den Hörnern, wobei die Riemen durchaus auch mehrfach über die Stirn laufen bevor sie mit einem (halben) Webeleinstek an einem am Joch vorstehenden Holzzapfen verknotet werden; um die Gefahr von Druckstellen zu mindern, werden teilweise Jochkissen (Bauschen) unterlegt; diese liegen auf dem Genick, der Stirn und/oder sogar unter den Hörnern, sind mehr oder weniger dick gepolstert und von lokal unterschiedlicher Form; teilweise dienen die Stirnpolster gleichzeitig der Fliegenabwehr und sind dafür mit Lederfransen bestückt. Einem ähnlichen Zweck dienten vermutlich die Dachsfelle, Dachsschwarten, die über dem Jochansatz am Kopf befestigt wurden? Da Dachsfett zur Wundheilung geschätzt wurde, mag auch das eine Erklärung sein ...

Das Leitseil - wenn überhaupt bei dieser Anspannung eins in Gebrauch ist - kann direkt am vorderen Deichselende oder einem Horn bzw. einem Ohr der Rinder angebracht werden.

In einem Artikel in der "First Edition" von 1785 der "Society for The Encouragement of Arts, Manufactures, and Commerce" (pdf, 2,87MB) beschreibt ein James Black aus Morden, Dorset, UK warum er das Römische Ochsenjoch auf seinem Hof eingeführt hat. 1776 hat der Herr dafür die Gold Medaille bekommen. In diesem Artikel erzählt er wie er nach Jahren der Arbeit mit diesem Joch im Ausland zu Hause beschloß es auszuprobieren. Er hat seine beiden knapp 3-jährigen Jungbullen kastriert und nach 14 Tagen das erste Mal eingespannt. Zusammen mit 2 Altochsen, die jahrelang in Widerristjoch gearbeitet hatten, mußten sie diverse landwirtschaftliche Tätigkeiten erledigen. James Black vergleicht die Arbeitsleistung mit der eines 4er Gespanns Pferden und ist äußerst zufrieden. Vor der Egge scheinen Ochsen und Pferde fast gleich schnell zu arbeiten. Vor dem Pflug (schon 4 Wochen nach der ersten Arbeit) schaffen sie immerhin 3/4 der Pferdeleistung, aber James Black entschuldigt das mit dem erstens ungewohnten Joch für die Altochsen und zweitens mit den noch nicht ausgewachsenen Jungochsen, die zudem nicht wirklich gut zusammen passen als Team. Gefüttert wird Wiesenheu und für mehr Leistung Rüben. Er beschreibt und skizziert wie die Ochsen den Kopf weit herunternehmen müssen um mit dem bisher genutzten Widerrist-Joch zu arbeiten. Er erwähnt auch die zT. schmerzhaften Schwielen, die das Widerrist-Joch hinterläßt, ein Problem das dem Genickjoch fehlt. Er schreibt von Kummets und daß sie sehr schwierig zu benutzen seien, u.a. weil sie reiben. Er erwähnt Bordeaux, wo das Tagespensum für ein Ochsenteam drei 300l-Fässer (hogsheads) Wein etwa 20-24km täglich hin und zurück in die Stadt ist. Damals wurden die Ochsen mit etwa 3 Jahren gelegt, dann zum Arbeiten eingesetzt bis sie 10-12 Jahre alt waren, danach gemästet und geschlachtet. Seiner Meinung nach das beste Fleisch. James Black erklärt anhand einer Skizze, warum das Genickjoch seiner Meinung nach das Gleichgewicht des Wagens besser erhält. Auch mit der Fliegenplage beschäftigt er sich: mit einem Netz sei den Tieren geholfen. Er empfiehlt die Kombination des Jochs mit einem Kippkarren zu 1,5t Ladegewicht pro Ochsenteam. Und er vergleicht die Kosten mit denen von Pferden: Ochsen seien halb so teuer und würden, wenn nicht mehr arbeitsfähig, noch gut für ihr Fleisch bezahlt.

Genickdoppeljoche aus Deutschland

Genickdoppeljoch / Schalenjoch aus Pretzen/Erding (Bayern)

Genickdoppeljoch aus Pretzen von vorne

Das hier zu beschreibende Genickjoch kommt aus Pretzen, einem Vorort von Erding in Oberbayern. Es kam zusammen mit einem Stirnjoch und erzählt uns so, daß in diesem Betrieb Rinder einzeln, aber auch zu zweit angespannt wurden. Das Joch ist 126cm breit, in der Mitte 15cm hoch und maximal 9cm tief (an den Auflagen/Schalen). Es ist aus einem Stück Holz geschnitzt, mit einem eisernen Zugring (Wit), einem handgeschmeideten, eisernen Schutz des Holzes dort und weist noch Reste von den Lederriemen zur Befestigung an Hörnern und Stirn der Tiere auf. Diese Riemen waren 2,5cm breit und 0,3cm dick. Irgendwann wurden sie abgeschnitten und eine anderen Verwendung zugeführt. Auch die Polster fehlen. Die Riemen sind am Joch angenagelt, mittels jeweils eines rechteckigen Lederflickens, um ein Ausreißen des Leders an den Nägeln zu verhindern. Am rechten Ende des Jochbaums befindet sich ein eiserner Ring zum Aufhängen des Jochs. Das wurde augenscheinlich nicht immer gemacht - wie uns das "ausgefranste" linke Ende verrät - hier war das Joch bei Wegstellen unmittelbar mit dem Boden in Berührung. Neben den Befestigungen der Riemen sind auf jeder Seite zwei schmale, schlitzförmige Durchlässe für die Riemen (3cm x ca.1,5cm). Zentral, wo die Schalen auslaufen kann man durch die Abnutzungserscheinungen am Holz die mindestens doppellagig gewesene Verschnürung erkennen. Die Jochbögen sind 31cm weit und haben eine innere Höhe von 9cm, der rechte ist zur Mitte hin - schon während der Nutzung - auf 2cm ausgebrochen. Die Wit ist eine handgeschmiedete U-förmige Stange (1,5cm Materialstärke, 13cm breit), die durch die runden Öffnungen der beiden tragenden Bügel (2cm x 0,5cm) nach hinten weisend zusammen gerollt ist. Nach vorne würden sich beim Arbeiten alle möglichen Äste und Zweige etc. darin verfangen, also nach hinten. Die beiden Eisenbügel sind in der Mitte unter dem Handgriff durch den Jochbaum geführt und lagern auf einer das Holz schützenden Schiene, die sie beweglich aber unverrutschbar fixiert. An den unteren Enden haben diese Bügel eine ringförmige Öffnung (2cm Durchmesser) in denen die Wit hängt. Drei weitere flache Eisenschienen schützen das Jochholz an dieser beim Anspannen kritischen Stelle. Die hintere dieser Verstärkungen ist auf der rechten Seite abgebrochen und zeigt die Spuren der noch glühenden Anbringung. So werden Unebenheiten besser ausgeglichen und das Eisen findet einen weniger vorstehenden Abschluß mit dem Holz. Gewicht: 6,3kg

Genickdoppeljoch aus dem Hunsrück
dünnes, marodes Genickdoppeljoch von vorn; zwei im Zentralteil sichtbare Hornabdrücke neben dem Loch

Dieses viel geflickte, holzwurmzerfressene Genickdoppeljoch aus dem Hunsrück ist 114cm breit, in der Mitte 18,5cm hoch und maximal 5,5cm dick (an den Genickauflagen). Ausnahmsweise scheint die gerade Seite hinten und die geschwungen gearbeitete vorn zu liegen: 2 deutliche Hornabdrücke lassen diese Vermutung zu. Der Sitz für das Genick ist beidseits 23cm breit und 5,5cm hoch. Unmittelbar daran anschließend die Kerben für die Befestigungsriemen: 2,5cm weit und stellenweise bis zu 2cm tief. Die Schlitze für den Durchtritt dieser Riemen nach vorn sind 3cm x 1cm. Im Halbkreis des Zentralteils (37cm breit, 18,5cm hoch)  ist ein Loch ausgeschnitten (9cm breit, 10cm hoch, Abnutzung?) und vorn mit einem nach unten offenen, flachen (0,3cm) Metallbügel umgeben. Dieser wird von abgeschliffenen Vierkant-Nägeln (Hufnägel?) am Holz fixiert. Kleine nach außen gedrehte Zipfel zieren die Enden und stehen vom hier abgeflachten / abgenutzten Holz ab. Zwei Löcher oben im Holz dienen der Aufnahme von Pflöcken, an denen wiederum die Befestigungsriemen verknotet werden können. Diese Löcher haben einen Durchmesser von 1,7cm, sind 3cm tief und stehen 25,5cm voneinander entfernt. Gewicht: 2,4kg

Genickdoppeljoch aus dem Landwirtschaftsmuseum Hilchenbach-Hadem

In Hilchenbach hängt dieses Genickdoppeljoch. Das Landwirtschaftsmuseum hat uns freundlicherweise mit diesem Bild ausgeholfen.

Genickdoppeljoch im Landwirtschaftsmuseum Hilchenbach-Hadem
Genickdoppeljoch aus Hannover

Das folgende Genickdoppeljoch stammt aus Hannover. Es ist aus einem Stück gefertigt, 118cm breit (ca. 4cm sind rechts abgefault), 15cm hoch und 8cm dick. Die lichte Weite der Genickauflagen beträgt 26cm und die lichte Höhe 8cm. Es wurden offensichtlich zwei unterschiedliche Ankopplungen für die Last verwendet. Noch vorhanden ist eine Leder-Eisen Wid durch eine Öffnung im Jochholz mittig befestigt. Das handgeschmiedete Eisen-U (Eisenstärke 1cm x 1cm; 10cm breit und 12cm hoch) hat an jedem Ende ein Loch von 2,5cm Durchmesser in denen ein runder Holzpflock für die Verbindung zur Lederschlaufe sorgt. Das Leder liegt 5-fach gewickelt, 4cm breit und 0,4cm dick, mit sich selbst verknotet um den Pflock und durch das passende Loch (8cm x 3cm) im Jochbaum. Deutliche Abnutzungsspuren zeugen von einer weiteren Lastaufnahme um den ganzen Jochbaum. Ein Lederflicken ist im Bereich des rechten Horns des linken Tieres angenagelt; reine Vermutung: um eine bessere Passform und damit bessere Fixierung des Jochs zu erreichen? Um das darunterliegende eiserne Ende des massiven Eisennagels vom Drücken abzuhalten? Hinten nämlich, neben der Genickauflage, befindet sich zur Mitte hin je ein Nagel (1cm dick, 8cm lang), der durch das gesamte Jochholz reicht. Dort wurde mit einem Halbstek der Befestigungsriemen verknotet. Gewicht: 4,85kg

Genickdoppeljoch, Schalenjoch

Das unten abgebildete, aus einem Stück geschnitzte, Genickdoppeljoch ist ein Schalenjoch. Der Jochbaum ist ca. 117cm breit, 14cm hoch und zwischen 10cm an den Schalen und 3cm an seinen Enden tief. Die 45cm voneinander entfernten Schalen haben eine lichte Weite von 28cm und eine lichte Höhe von hinten 12cm bzw. vorn 8cm. Der rechten Genickauflage wurden am äußeren Rand etwa 7cm entfernt und dann eine gut 2cm breite Rinne für den Befestigungsriemen angelegt. Sonst wäre dieser Riemen außerhalb dieser Auflage verlaufen, auch da finden sich Abnutzungsspuren. Weiter fällt auf, daß der äußere Rand der Schalen nicht so weit herunterreicht wie der zur Mitte hin und daß die Schalen selbst außen nur 5cm aus dem Jochbaum hervorragen, während es mittig 6cm sind. Der obere Rand der Schalen und der etwa 3cm breite Bereich des Jochbaums vorn, der sich über alles erstreckt, sind mit Kerbschnitzerei in verschiedenen Motiven verziert. Im rechten Ende des Jochholzes findet sich ein 2cm großes rundes Loch. Zur Mitte gelegen und unmittelbar an die Schale anschließend ein ovales 4cm x 1,5cm Loch, horizontal nach vorn, durch welches der Befestigungsriemen beim Schnüren geschoben wurde. Noch weiter zur Mitte gelegen ein etwa 2cm rundes Loch das schräg nach unten und außen bzw. vorn verläuft und unmittelbar an der Kante Vorderfläche / Boden aus dem Jochholz wieder austritt. Hier mündet der Anfang des Befestigungsriemen in unmittelbarer Hornnähe. In der Mitte selbst ist das Widloch /der Griff herausgearbeitet, 17cm breit und ca. 5cm hoch. Das eigentlich sehr fein gearbeitete Joch wirkt hier am Boden dieses Widlochs grob zurechtgestutzt, es ist 3teilig mit einem rechten Abteil von 5cm Breite, einem mittleren, etwas erhöhtem, von 6cm und einem linken ebenfalls mit 6cm Breite. Ob Ketten als Wid benutzt wurden? Zumindest sind tiefe Gebrauchsspuren auch im aufgenagelten Schutzeisen zu erkennen. Weiter diverse Nägel und Schrauben deren Zweck sich nicht erschließt. Hinten ist das Schutzeisen an den Enden mit grob ausgeschmiedeten Flügeln versehen, von denen der links unten abgebrochen ist. Das Eisen ist 36cm breit, zwischen 3cm und 5cm hoch und 0,4cm dick. Der Jochboden ist mit einem Eisen aus der selben Machart (23cm x 6cm) geschützt. Vorn ist die Eisenfläche naturgemäß kleiner (20cm x 5,5cm), es muß Platz bleiben für die Hörner. Hier die erwähnten tiefen Kerben und Rinnen im Eisen. Alle Schutzeisen sind mit Hufnägeln am Jochholz befestigt und ein Vorbesitzer hat sie mit Goldbronze "aufgehübscht". Gewicht: 4,35kg

Genickdoppeljoch aus Lindberg, Niederbayern

Das Bild des folgenden Genickdoppeljochs wurde uns vom Kutschenmuseum Niklas in Bad Wörishofen zur Verfügung gestellt. Herr Niklas hat es vor 55 Jahren kurz vor dem Abbruch  eines sehr alten Bauernhofes in Lindberg im Bayrischen Wald aus dem Gebäude gerettet. Das Haus wurde wegen Straßenbegradigungsarbeiten abgebrochen und durch einen neuen Aussiedlerhof ersetzt. Das Joch stammt vom Bauer Girgl (Georg) Fischer und war noch neu und unbenutzt. Das gleiche Ochsenjoch aus dem selben Hof, aber gebraucht und abgenutzt, gibt es auch noch, leider ohne die dazu notwendigen Riemen. Das benutzte Joch ist etwas feiner und zierlicher gearbeitet als das unbenutzte Ochsenjoch.

Genickdoppeljoch aus Lindberg, Bayr. Wald von Bauer Girgl (Georg) Fischer
Genickdoppeljoch aus dem Augsburger Raum

Das nachstehend bebilderte Genickdoppeljoch stammt aus dem Augsburger Raum. Verzierungen in Kerbschnitzerei auf einem etwa 2,5cm tiefen Holzband oben auf enthalten u.a. die Zahl 1863 (Herstellung?) und die Initialen J und V. Der Jochbaum ist 114cm breit, 10,5cm tief und 16cm hoch. Es ist elegant gearbeitet und diente einem Vorbesitzer als Lampe. Die seitlichen Enden sind zwar 9cm hoch, aber nur 2cm tief. Die Genickauflagen - 35cm voneinander entfernt - haben eine lichte Weite von 25cm (vorn) bzw. 23cm (hinten) und eine lichte Höhe von 10cm (vorn) und 6cm (hinten). Ein 2cm hoher Wulst am hinteren Ende der Schalen sorgt für eine bessere Lage des - nicht mehr vorhandenen - ledernen Befestigungsriemens. Der linken Schale fehlt ca. ein Drittel, die rechte weist an gleicher Stelle einen kleineren Defekt und Riß im Holz auf. Die Unterseite der Schalen zeigt schräg bzw. diagonal verlaufende Kratzspuren. Je zwei herausgearbeitete Vorsprünge oberhalb der Schalen und besonders zur Mitte des Jochs hin eine Rinne dienen ebenfalls dem Befestigungsriemen zum Halt. Schräge Durchlässe im Holz lassen den Befestigungsriemen an passender Stelle vorn neben dem mittigen Horn austreten. Zwischen diesen Durchlässen ist Platz für die Wid. Das dafür dreiteilig geschaffene Loch ist 14,5cm breit und etwa 5cm hoch. Das rechte Kompartiment ist am höchsten. Die sanften Rundungen passen gut zum restlichen Joch, wobei dieses Loch gleichzeitig als Griff dient. Ein 1mm dickes, 19cm breites Eisenblech schützt den Jochbaum vor Abrieb durch Wid und Deichsel. Es liegt U-förmig um den unteren Rand des Jochholzes und ist mit stiftartigen Nägeln befestigt. Vorn ragt unter diesem Eisen das geschnitzte Christus-Monogramm IHS hervor. Sanfte Vertiefungen vorn zu beiden Seiten der Genickauflage schaffen Platz für die Hörner. Gewicht: 4,3kg

Genickdoppeljoch aus Tirol

Dieses österreichische Genickdoppeljoch aus Tirol funktioniert mit einer dicken Polsterunterlage zwischen dem Genick und dem Jochbalken, deswegen können die Eisenbänder auch nicht reiben. Es hat hölzerne Haken, die das Verrutschen verhindern und dem kreuzweise gewickelten Befestigungsriemen als Widerhaken dienen ( -> Hakenjoch). Es hat einen 3-dimensional gebogenen Jochbalken, 100cm breit, 7cm dick und 20cm hoch. In der Mitte der Jochring aus 5-fach gelegtem, Rohleder vom Rind mit einfach durchgestecktem Knoten vorn zum Verbinden und Fixieren. Der mittlere Jochbalkenteil ist 16cm breit und geht unmittelbar in die Widerristauflagen zu beiden Seiten über. Diese Bögen haben in ihrem Zenit etwa 13cm lichte Höhe und laufen an den Seiten flach aus. Die etwa 27cm langen und 3cm dicken Haken stecken fest im Jochbalken und weisen schräg nach außen. Ein Holzsplint oder Hufnagel verhindert das Rausfallen aus den Löchern. Hinten sind die Haken etwas angekehlt, vermutlich durch den Befestigungsriemen. Bei dem Haken am linken Ende ist der untere Widerstand abgebrochen und wurde durch einen Holzdübel ersetzt. Das äußerste linke Ende des Jochbalkens ist außerdem zur Hälfte weggebrochen, der Haken hält trotzdem, er ist mit einem heiß aufgeschmiedeten Eisenband und Keilen fixiert. Weitere heiß aufgeschmiedete Eisenbänder halten rechts den Jochbalken zusammen und verhindern sein Splittern. Diese Eisenbänder werden oben mit einem eisernen Bändchen zusammen und unter Zug gehalten. Am äußersten rechten Ende des Jochbalkens ist ein Ring (5cm Durchmesser - ein Leinenführring?) mit einer Krampe befestigt. Links fehlt genau dieses Stück des Jochbalkens. Gewicht: 4,9kg

Genickdoppeljoch aus dem Elsass, Frankreich

Auf dem 9. Internationalen Ochsentreiber-Treffen im Ecomusee d'Alsace 2014 hat Phillippe Kuhlmann eine Weiterentwicklung des dort traditionell gebräuchlichen Genickdoppeljochs vorgestellt. Über die Jahre war schon aus dem ehemals mindestens 2m langen Schnürriemen zum Befestigen des Jochs an den Hörnern der Rinder ein kürzerer, stabiler Schnallriemen aus Leder geworden, der das Einspannen erheblich vereinfachte und eine deutliche Zeitersparnis mit sich brachte. Jetzt wurde das ehemals dick gestopfte Polster überarbeitet und durch eine doppelte Lage Filz ersetzt. Durch die feste Verbindung mit dem Joch kann nichts vergessen werden, trotzdem bleibt die Möglichkeit eines schnellen Ersatzes und die Teile sind einfach an etwaigen individuellen Bedarf anzupassen. Es entfällt das aufwendige Stopfen und die erheblichen Näharbeiten eines Polsterkissens.

Genickdoppeljoch aus Charolles, Burgund, Frankreich
Attelage Laurent Billoux de Charolles

Genickdoppeljoch von Laurent Billoux aus Charolles mit ledernem Jochring

Genickdoppeljoch aus La Roche-sur-Foron, Hochsavoyen, Frankreich
Attelage Marcel Margerit à La Roche-sur-Foron

Genickdoppeljoch von Marcel Margerit aus La Roche-sur-Foron, Hochsavoyen, Frankreich. Detailaufnahme der Verschnürung; das Joch wird praktisch ohne Jochkissen gearbeitet. Das Bild wurde uns zur Verfügung gestellt von Michel Nioulou.

Genickdoppeljoch aus Manziat, Gascogne, Frankreich
Attelage Laurent Janaudy de Manziat, Gascogne

Laurent Janaudy, ein Gemüsegärtner aus Manziat beim Anspannen seiner beiden Gascon-Rinder vor einem Kippkarren im Februar 2017 mit einem neuen Genickdoppeljoch; Bild von Michel Nioulou.
(Attelage au tombereau de deux boeufs Gascons chez Laurent Janaudy maraîcher à Manziat (01) en février 2017 avec un joug neuf de Michel Nioulou.)

Genickdoppeljoch aus dem französischen Baskenland

Die Bilder von diesem Genickdoppeljoch wurden uns freundlicherweise von Natascha Lenkeit-Langen zur Verfügung gestellt. Es handelt sich um ein Joch aus dem Baskenland, und zwar aus dem französischen Teil (vermutlich aus Saint-Bertrand-de-Comminges oder Couserans), denn die Genickjoche des spanischen Baskenlandes tragen auf der Vorderseite meist mit einem Stechbeitel herausgearbeitete Holzschnitz-Verzierungen. Gern werden Birke, Buche oder Nußbaum für so ein Joch verwendet. Das für diese Region typische, sehr große, viereckige Loch im Zentrum des Jochs ist notwendig für den in vielen Achtertouren um die Deichsel gelegten Lederriemen ("redondes" auf Okzitanisch). Manchmal wird auch nur ein dickes Seil genommen und immer wieder um Joch und Deichsel geschlungen. Die schräge Form des Lochs wird fast völlig ausgefüllt vom Riemen / Seil, die Deichsel selbst liegt unterhalb des Jochs und hat durch ein oder zwei Querhölzer in ihrer Spitze mehr Halt. Diese Joche findet man im spanischen Bereich häufig im Einsatz bei Idi Probak Wettbewerben.

Infographik Befestigung eines spanischen Genickjochs

Auf der homepage der Fundación Cerezales Antonino y Cinia gibt es eine treffliche Infographik von Laura G. Bécares & Óscar Rubio wie das spanische Genickjoch am Rind angebracht wird. Freundlicher Weise dürfen wir sie hier nutzen. Angenehmer Nebeneffekt: man lernt gleich die passenden spanischen Bezeichungen für die benötigten Utensilien. Übrigens dienen die Polster und Lappen nicht nur dem Fliegenschutz sondern sind wichtig gegen Regen; Wasser weicht Leder auf und so würde sich die möglichst enge, stabile Verbindung zum Rinderkopf bald lockern und zu unerwünschter Reibung und daraus resultierenden Verletzungen führen.

Vor- und Nachteile des Genickjochs

Unbestreitbare Vorteile eines Genickjochs:

  • einfache Herstellung
  • Steuerung ohne weitere Zäumung möglich
  • direkte, sehr kurze Anspannung der Last ohne weitere Zugseile, Ketten etc.
  • weniger Gewicht bei Waldarbeiten, kein Ortscheit, kein Wagscheit, keine Möglichkeit damit am Waldboden hängenzubleiben
  • in steilem Gelände braucht es nur einen Fuhrmann bei Benutzung des Doppeljochs (das gilt auch für die Hals- und Widerristdoppeljoche), mit Einzelgeschirren benötigt man zT. zwei Arbeitskräfte
  • schnelleres Anlernen junger Rinder bei Benutzung des Doppeljochs (auch das gilt für die Hals- und Widerristdoppeljoche)

Damit einhergehende Nachteile:

  • setzt Hörner voraus
  • die zwingendermaßen feste Schnürung mit dem Lederriemen kann zu Druckstellen führen
  • das Rind muß Kopf und Hals steif halten bei der Arbeit, kann also keine Fliegen abwehren und nicht "in die Kurve" gehen
  • die Erschütterungen des Wagens / des gezogenen Gerätes pflanzen sich unmittelbar auf den Kopf des Rindes fort und können zu Hornabbrüchen führen
  • ungleich große Rinder und Zugtiere quer am Hang müssen den Kopf schräg und verdreht tragen
  • das Genick, die Auflagestelle am Tier, muß penetrant sauber gehalten werden, sonst entstehen schnell wunde Stellen
Original-Erlass zum Verbot des Genickjochs

Vor allem die Nachteile führten zu einem Verbot in Deutschland dieser Jochart im ersten Reichstierschutz-Gesetz von 1933. Im Zuge der kriegsbedingten Mangelwirtschaft wurde am 29. Juli 1943 vom Reichsminister des Inneren per Runderlass erklärt, daß eine weitere Benutzung nicht zu beanstanden sei. Der folgende Auszug ist 1955 die Aufhebung dieses Runderlasses nach dem Krieg durch das damalige Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Es empfahl den Ländern wiederum ein Verbot, welches letztendlich durch die Entwicklung der Traktoren in den Hintergrund geriet.

Weite Verbreitung und intensive Nutzung besonders für schweren Zug findet diese Jochart heute noch in Frankreich, Kanada und den Spanisch- bzw. Portugiesisch-sprechenden Ländern. Dort hat sich z.T. eine spezielle Technik zur Nutzung dieser Jochart beim Holzrücken gebildet: vor dem Transport des Baumstammes wird dieser etwas angehoben, das geht nur mit dieser Jochart und verringert die notwendige Zugkraft.