der Texas Longhorn Rinder

Juma Kalbinnen, 4monatig - DCCI
Juma Kalbinnen, 4monatig - DCCI

Ungeachtet der heutigen Vielfalt an Formen und Farben gelten Bos Indicus ( asiatisches Buckelrind ) oder Bos Taurus ( Wildes Rind aus Europa ) als die Urväter aller Rinder.

Texas Longhorn - DCCI
Drag Iron - DCCI

Anhand von alten Chroniken lässt sich die Spur des afrikanischen Rindes, das von den Mauren nach Spanien gebracht wurde, bis in viele heutige Rassen verfolgen.
Durch die Entdeckungsreisen von Christoph Kolumbus kamen mit den Spaniern langbehornte Rinder erstmals nach Amerika, 1493 landete er mit den Tieren in Santo Domingo. Ein Jahr später züchtete Hernando Cortes sie auf seinen Ländereien in Mexiko und nannte seinen prachtvollen Besitz  Cuerno Vaca - „Horn-Kuh“.  1540 nahm Francisco de Coronado unzählige Schafe, Ziegen, Schweine und mindestens 500 spanische Rinder als Nahrungsquelle mit auf seine Entdeckungsreise, um die sieben Städte von Kibola zu finden. Auf dem Weg dorthin blieben einige Longhorns zurück, verwilderten und vermehrten sich um das Tausendfache, greifbar für jeden, der sie zu fangen wusste. Ihre Nachkommen bildeten die erste Rinderpopulation Nordamerikas.

Kuh-mit-Kalb-Herde registrierte TLHs
Kuh-Herde mit Kälbern bei Fuß, DCCI

1623 brachten die Engländer mit der Kolonialisierung Nordamerikas auch ihre einheimischen Rinder, die später als „Native American Cattle“ bekannt wurden, in die neue Welt. Bis 1821 begannen sich die ursprünglichen Rassen zu vermischen.

Damit hatten die amerikanischen Ureinwohner aus den Rindern englischer und spanischer Abstammung ihre eigene Rasse gezüchtet.

1783 wurden allein von Buenos Aires aus 1.400.000 Felle nach Europa verschifft. Einige Züchter sollen bis zu 30 000 Kälber jährlich mit ihrem Brandzeichen versehen haben. Diese neue Züchtung aus spanischen Rindern nannte man Criollo oder „Cattle of the Country“. Während der folgenden 30 Jahre wurden die Criollo, die Vorfahren der Texas Longhorns, gekauft, verkauft, gestohlen und umkämpft. Einige wurden ausgewählt und damit gezüchtet während gleichzeitig tausende sehr gut ohne menschliche Hilfe überlebten.

Herbstblätter
Herbstblätter, DCCI

Mexiko, Texas und das damalige Louisiana Purchase wurden der Hauptschmelztiegel für die Entwicklung dieser historischen Texas Longhorn Züchtung. Die „Old Timer“ vertraten die Meinung, dass die langen Hörner, die gesprenkelte Farbgebung und die typische Körperform ursprünglich auf langbehornte Herefords, Importe aus England in die Staaten, zurückzuführen waren. Andere wiederum glauben, dass vor allem die schwarz und rotbraun gefleckten Rinder Einflüsse der Durham Rasse (kurzbehornt) widerspiegeln. Der spanische Einfluss zeigt sich in lehm- und erdfarbenem Fell.

8 Shadow Jubilee Klone
8 Shadow Jubilee Kalbinnen (Klone), DCCI

Obwohl die langbehornte Variante des „Mexikanischen Rindes“ den Grundstock lieferte, dokumentierte der Geschichtsforscher J. Frank Dobie, dass der Einfluss von gekreuztem amerikanischen Blut zur Entwicklung der Texas Longhorn Rinder beigetragen hat. Er berechnete, dass die Texas Longhorn Rasse zu 80% aus spanischem und 20% gemischt-erbigem Einfluss hervorging. Auf vielen verschiedenen Wegen nach Amerika importiert, von der Natur geformt und verfeinert und von der Zeit und den Elementen auf die Probe gestellt, so wurde die Texas Longhorn Rasse gegründet.

Während des 19. Jahrhunderts vermehrten sich diese verwilderten, langhornigen Rinder ohne menschliches Zutun. Die Eigentümlichkeiten der Rasse wurden genetisch fixiert und nach Darwins Evolutionstheorie ( suvival of the fittest - nur die besten überleben ) entstand eine ökologisch angepasste Rinderfamilie mit extrem guter Gesundheit, Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten, fehlerfreiem Körperbau und hoher Fruchtbarkeit.

2monatige TLH Kalbin
2monatige TLH Kalbin, DCCI
Muskrat Road Longhorn drive
Muskrat Road Longhorn drive, DCCI

Als Hauptnahrung der wachsenden Bevölkerung von Goldsuchern stieg im Raum San Francisco um 1850 die Nachfrage von Longhorn - Fleisch rasant von $1,50 auf bis zu $30.000 pro Tier . Ob Züchtung oder Wildfang, schließlich brachte man die Longhorns auch nordwärts. Laut historischer und moderner Quellen waren sie für die Eröffnung von Dodge City, dem Rindermarkt von Kansas, verantwortlich. Von New York bis Wyoming kamen die Käufer vor der offiziellen Öffnungszeit, nur um den Einzug dieser prachtvollen Rinder in die Viehhöfe sehen zu können.

Tempter 4jährig - über 2,03m Spannweite
Tempter 4Jahre, über 2,03m Spannweite, DCCI

Auf einem Viehzüchtertreffen in St. Louis 1884 beschloss man einen durchgängigen nationalen Rindertrail vom Red River nordwärts bis zur kanadischen Grenze, jedoch wurde der Plan vom Kongress durchkreuzt, der es versäumte, den Gesetzesentwurf zu verabschieden. Danach begannen die großen Viehtriebe zu schrumpfen, da die wachsende Bevölkerung zunehmend Land kaufte und es als Eigentum einzäunte, ohne auf die Treibpfade zu achten.

Die Faszination für diese Tiere veranlasste den Autor J. Frank Dobie Nachforschungen auf diesem Gebiet anzustellen, und führte schließlich zur Veröffentlichung des Buches „The Longhorns“, welches detailgetreu die Geschichte dieser außergewöhnlichen Rinder erzählt. Er schreibt: „Nach 1888 wurde aus dem Strom der Texas Longhorns nach Norden ein Rinnsal. Bis 1895 hatte man alle Viehpfade die aus Texas herausführten eingezäunt und unterpflügt. Fachmännisch geschätzt wurden zwischen 1866 und 1890 ca. 10 Millionen Rinder über diese Pfade getrieben“. 1890 schätzte das Landwirtschaftsministerium der Vereinigten Staaten die Rinderpopulation auf ca. 60 Millionen Tiere. Durch die Adern der meisten von ihnen floss Texas Longhorn Blut.

Judge Parker Lake
Judge Parker Lake von DCCI
Herd of TLH, Muskrat Road, Barnesville Ohio
TLH Herde, Muskrat Rd., Barnesville; DCCI

Texas Longhorns haben eisige Kälte durchgestanden, Fluten und Dürren, Überfälle durch Indianer, Bürgerkriege und andere schwierige Begebenheiten, die keine andere Rinderrasse überlebt hätte. Die meisten waren auf sich selbst gestellt und unabhängig von menschlicher Obhut und Pflege. Widerstandsfähig, stark und verschont von vielen Krankheiten anderer Züchtungen, vertrauten sie auf ihre Intuition, ihre Klugheit, ihre Ausdauer und ihre langen Hörner um sich und ihren Nachwuchs zu beschützen.

Links: Shadow Jubilee - Rechts: Jester
Links:Shadow Jubilee - Rechts:Jester DCCI

Anfang des 20. Jahrhundert standen dann reinrassige Zuchtrinder aus Europa und Asien zur Verfügung, um den frühen Ranchern ihre verschiedenen Wünschen und Vorstellungen zu erfüllen. Die Gründungsherden der eingeführten Rassen wie Hereford, Shorthorn und Angus wurden mit einheimischer Longhorn-Basis zu reinrassigen Blutlinien weiter gezüchtet. Aufgrund der sehr guten mütterlichen Fähigkeiten der Longhorn Rinder und der Beliebtheit dieser Kreuzungen, züchtete man allerdings reinrassige Longhorns praktisch an den Rand der Existenz.

Super Bowl 7jährig
Super Bowl, 7jährig, DCCI

In den 20er Jahren dann sah man die Longhorn Rinder nur noch selten: sechs Familien züchteten und erhielten reine Texas Longhorn - Stämme. Ihre Namen waren Wright, Yates, Butler, Marks, Peeler und Phillips. Über viele Jahre hinweg züchtete jeder von ihnen parallel zu den anderen Herden. Ihr Bestreben, geplant oder nicht, rettete diese Rinderrasse vor dem Aussterben. 1927 wurde im Wichita Mountains Refuge in Cache, Oklahoma, eine staatliche Herde gegründet, die den Erhalt der Texas Longhorns sichern sollte. Alle heutigen Longhorn - Züchter ziehen die Nachkommen dieser sieben Herden groß.

Beim Anbruch des 20. Jahrhunderts waren Kerzen als primäre Lichtquelle seit fast 2000 Jahren in Gebrauch. Der aus Tierfett gewonnene Talg, damals Hauptbestandteil von Kerzen, wurde sowohl zu Seife und Schmiermitteln verarbeitet als auch zum Kochen gebraucht. Die ersten Tierkörperverarbeitungsfabriken ( Abdecker ) hatten somit großen Anteil an der frühen Industrialisierung. Da die Nachfrage nach Haut und Talg hauptsächlich den Viehmarkt bestimmte, wurde Fleisch eigentlich als Nebenprodukt betrachtet. Rinderzüchter bevorzugten die schwersten, fettleibigsten Tiere. Kein Wunder also, das die von Natur aus mageren Longhorns, mit 80% weniger gewinnbarem Talg als die englischen Rassen, nicht nachgefragt und auf Grund ihres mageren Körperbaus fast ausgerottet wurden.

Winning Tune mit Kalb
Winning Tune mit Kalb, DCCI
Shy Streaker
Shy Streaker in der Klemme, DCCI

1930 also war das meiste der ursprünglich freien Weideflächen eingezäunt und die Rinderbarone im Südwesten der USA hatten sich auf Ihre bevorzugten, fetten Rinderrassen eingestellt. Doch sogar Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts war die Zukunft der Longhorns noch unsicher. In der 1959 herausgegebenen Auflage der Encyclopedia Britannica hieß es: „...das Longhorn Rind besiedelte einst zahlreich die westlichen Weidegründe der USA...von Spaniern nach Amerika gebracht stehen sie heute am Rande des Aussterbens“.

Over-Kill, 4jährig
Over-Kill, 4jährig, DCCI

Seit über 500 Jahren leisten Texas Longhorns einen wichtigen Beitrag zur Geschichte des amerikanischen Kontinents. Sie ernährten Forscher, Pioniere, Indianer und Armeen. Als Lasttiere zogen sie mehr Planwagen westwärts als jede andere Rinderrasse. Sie waren maßgeblich beteiligt an geschichtlichem Reichtum, Gesundheit und nun am Wiederaufblühen einer heute modernen Industrie. Durch die zurückgewonnene Beliebheit und Nutzbringung haben die Longhorn - Rinder die Bedrohung durch ihr nahes Aussterben überstanden und ihre Zahl nimmt wieder zu. Ihr natürlich mageres Fleisch ist wegen seiner gesundheitsfördernden Eigenschaften begehrt. Heute sind die farbenfrohen Felle und die langbehornten Schädel beliebte und wertvolle Sammelstücke. Aufgrund ihrer besonderen Farbgebung, ihrer großen Hörner, ihrer eleganten Form und ihres gutmütigen Charakters ziehen sie als Reit-/Nutztiere und bei Ausstellungen alle Aufmerksamkeit auf sich.

Es ist nicht genau bekannt, wann man anfing diese einzigartigen Rinder als Texas Longhorns zu bezeichnen, doch es wurde zu ihrem offiziellen Namen. Heute werden sie fast überall gezüchtet, ob in Amerika, Kanada, Mexiko oder in Teilen Europas. Die Rancher sind eifrig bemüht, das Vermächtnis dieser Tiere zu bewahren.

Super Fast
Super Fast, DCCI
Zum Abschluss dieses kleinen Ausflugs in die Geschichte, soll hier noch einmal Dobie zitiert werden. Im Vorwort seines Buches „The Longhorns“ schreibt er:
 
„Das Texas Longhorn Rind hat mehr Geschichte geschrieben als jedes andere Rind ...
es wird der Grundstein bleiben,
auf dem die Rinderzucht Amerikas aufgebaut ist“.