Karrengeschirr

hölzerner / starrer Karrensattel

Dieser komplette Karrensattel besteht aus 3 Teilen:

  • dem eigentlichen Sattel
  • dem Traggurt
  • dem Sprenggurt

Der eigentliche Tragsattel läßt seine Abstammung vom Bocksattel noch erkennen: zwei Holzbügel (der hintere weiter als der vordere) verbinden 2 Seiten- und ein Mittelbrett; damit läßt sich schon gut Last auf dem Rücken des Zugtieres verteilen. Während die Seitenbretter (Seitenblätter) in einer Auskehlung der Holzbügel liegen, befindet sich das Mittelbrett zwischen den beiden Bügeln. Der Vorderzwiesel (der vordere Bügel) ist höher als der hintere. An seinem höchsten Punkt ist ein Lederring angenagelt, der unter anderem dem ledernen "Verschluß" als Gegenlager dient. Die 2,5cm breite Kante des Zwieselholzes ist vorn und hinten Leder-bespannt und mit Nägeln verziert. Zwischen den Zwieseln deckt ein jeweils 4cm breites Lederpolster von hinten und vorn die hölzerne Verschalung ab. Zwischen diesen Polstern entsteht die Furche in der der Tragriemen (auf dem blanken Holz) frei beweglich arbeiten kann. Auf dem Hinterzwiesel finden sich die beiden Leinenaugen und mittig der Schlupf für das Lederband des "Verschlusses". Zwei schmalere Strupfen entspringen dem hintern Bogen etwa 6cm vom seitlichen Rand entfernt, sie dienen vermutlich einem Hintergeschirr zum Ansatz. Die rundum angenagelten Lederüberstände sind vorn nur 4cm, sonst etwa 6cm breit. Der Sattel hat zur Rückenseite des Tragtieres gewandt 2 Polster. Diese sind aus Sackleinen (zum Sattelholz hin) und Drell (zum Tier hin) genäht, gestopft mit Stroh und Haaren, 21cm vorn bzw. 25cm hinten breit, 29cm innen bzw. 32cm außen lang und etwa 4cm dick. Diese Polster sind quasi abnehmbar (sprich leicht zu ersetzen) weil ihre mittlere Verbindung nur angenagelt ist und die äußeren Ecken der Polster mittels einem einfachen Lederband in einem Loch des Sattelholzes zu befestigen sind. Dieses Lederbändchen findet seine Verankerung in einem Büschel Haare nachdem es durch das ganze Polster tretend auf der Tierseite zum Vorschein kommt ca. 7cm von seiner Ecke entfernt. Ein Bauchgurt (das Schnallende 130cm, die Strupfe 50cm) vervollständigt den Tragsattel. Das Gurtleder ist einfach am Holzblatt mit Nägeln diverser Machart - auch hier wurde schon geflickt und repariert - befestigt. Gewicht: 6,9kg

Der Traggurt liegt frei beweglich in der Rinne des Karrensattels und kann so Verwerfungen der Anzen (Gabeldeichseln), wenn der Karren auf unebenem Gelände gezogen wird, ausgleichen. Dieser Gurt besteht genau genommen aus 2 Teilen: einem breiten Ledergurt mit einem Bügel an jeder Seite und einem schmaleren Ledergurt, der zwischen den Bügeln verläuft und so die Konstruktion veränderbar macht. Der breite Ledergurt ist mindestens 3-lagig (in den Auflagen für die Anzen sind es bis zu 7 Lagen dickes Leder,weil immer wieder repariert und geflickt wurde); das macht den Traggurt sehr schwer. Dieser Bereich also ist 10cm breit, das Leder stellenweise bis zu 0,4cm dick, genagelt, genietet, genäht, in der Mitte verläuft ein 6,5cm breites Lederband zusätzlich der Länge nach oben; zentral ist eine Lederschlaufe, die ein Verrutschen des schmaleren Ledergurtes nach vorn und hinten verhindert aber seitwärts Bewegungen zuläßt, wiederum um den Anzen bei unebenem Weg Spielraum zu verschaffen. Der schmalere Ledergurt, insgesamt etwa 205cm lang, nur 5cm breit und 0,3cm dick, verläuft auf der linken Tierseite von seiner Schnalle aus nach unten, durch den einen Bügel des breiteren Gurtes nach innen, dann wieder nach oben, durch die zentrale Lederschlaufe, auf der rechten Seite des Tieres wieder nach unten, durch den anderen Bügel nach außen und wieder hoch, durch die zentrale Lederschlaufe wiederum nach links, um dort in seiner eigenen Schnalle befestigt zu werden. Auch dieser Gurt wurde an seinen Umschlagstellen, wo naturgemäß die größte Belastung stattfindet, wiederholt geflickt. Gewicht: 4,6kg

Der Sprenggurt verläuft locker unter der Brust durch, von Anze zu Anze und soll ein Hochschlagen des einachsigen Wagens verhindern. Er wird von vorn über die Anzenspitzen geschoben bis er unmittelbar vor dem Traggurt zu liegen kommt. Mit einer Schnalle in einer der beiden Lederschlaufen ist er in der Länge anzupassen. Dieser hier ist, so wie er verschnallt war, 150cm lang, 6,5cm breit und besonders die einstellbare Lederschlaufe ist viele Male geflickt. Die unverstellbare Schlaufe ist 22cm groß und besteht aus dem eigentlichen Gurtleder, das doppelt gelegt ist. Die verschnallbare Schlaufe besteht aus mindestens 3 Lagen diverser Leder in unterschiedlichen Breiten und ist auch jetzt schon wieder unmittelbar am Schnallenansatz am Durchreißen. Gewicht: 1,3kg

Karrensattel aus Montalcino, Toskana

Dieser Karrensattel hängt im Castello di Argiano, südlich von Montalcino, Toskana, an der Wand. Vermutlich wurde er auf Pferden eingesetzt. Neben der sehr ähnlichen Bauweise beeindruckt die dicke Polsterung, insbesonders die am hinteren Zwiesel.

Baustelle