Mähmaschinen

Mähmaschinen

Schon die Römer Plinius und Palladius beschrieben einen altgallischen Mähkarren, dessen Funktionsweise einem Beerenkamm in groß glich. Dieser Karren wurde von den Tieren durchs Getreide geschoben(!) und hatte an der Vorderseite einen Zinkenkamm. Die Getreideähren wurden von den vom Kamm erfaßten Halmen abgerissen und fielen in den Karren wo sie gesammelt wurden und nach Hause transportiert werden konnten. Das Stroh verblieb auf dem Feld und wurde später mit allen Resten (und dem Unkraut) abgeweidet. Über 2000 Jahre wurde diese einfachen Art Getreide zu ernten nicht weiterentwickelt, vermutlich war es nicht nötig denn genug Arbeitskräfte gab es vor Ort und die Städte waren klein.

Altgallischer Mähkarren nach der Vorstellung und einem Bild von Woodcroft
Altgallischer Mähkarren nach der Vorstellung und einem Bild von Woodcroft

1828 baute der Schotte Patrik Bell nach dem Scherenschnittprinzip von Meares eine erste funktionstüchtige Mähmaschine. Sie besaß schon eine Haspel, wurde auch durch das Getreide geschoben und hielt sich ein halbes Jahrhundert auf dem Markt, muß also durchaus brauchbar gewesen sein. Fast gleichzeitig kam der Amerikaner Obed Hussey mit einer weiteren Mähmaschine heraus, welche - von Cyrus Hall McCormick gebaut und patentiert - dann endgültig die Ausgangsform für die neueren Mähmaschinen wurde.

Vorerst stand das Mähen von Getreide im Vordergrund, also das Abschneiden der Halme und das Ablegen per Handrechen oder mittels Flügelableger in einem Schwad, welcher leicht von Hand gebunden werden konnte. Der Antrieb für diese Weiterentwicklung dürfte die Industrialisierung mit ihrer Landflucht gewesen sein, die einen Mangel an Arbeitskräften auf dem Land zur Folge hatte.

Erst mit der Erfindung des ersten Knüpfers 1858 durch John Francis Appleby wurde der nächste Schritt getan. Er führte in den darauf folgenden 10 Jahren zu brauchbaren Bindemähmaschinen. Jetzt wurde es möglich die riesigen Getreide - Anbaugebiete in den USA nicht nur mit Pferden zu bestellen, sondern auch mit den vorhandenen Zugtieren abzuernten. Der wirtschaftliche Aufschwung Amerikas im 19. Jahrhundert wird unter anderem darauf zurückgeführt.

Ein Problem blieb das Grasmähen: weiches Gras stellt höhere Ansprüche an den Schneideapparat, sonst verstopft er regelmäßig. Anfangs wurde versucht den Schnitt einer Sense nachzuahmen, später kam auch hier die Scherenschnitt-Technik zum Einsatz. Aus den Sägeblättern wurden dreieckige Klingen. 1900 wurde der Tiefschnittbalken erfunden, somit das Gras tiefer geschnitten und ergo die Ernteerträge vergrößert. Seither wurden die Grasmähmaschinen laufend verbessert und perfektioniert.

Mähmaschinen für den Tierzug sind Vorderschneider - das Schneidwerk sitzt vor den Fahrrädern. Die sog. Hinterschneider konnten sich nicht wirklich durchsetzen. Erst in jüngster Zeit werden Hinterschneider mit Hilfsmotoren für den Pferdezug gebaut und erfolgreich eingesetzt. Auch findet man regelmäßig das Schneidwerk rechts und das Antriebsrad links.

Balkenmäher erkennt man an ihrer Schneidevorrichtung die an einem Balken angebracht ist und wie bei einer Schere eine (dreieckige) Klinge gegen eine feststehende oder ebenfalls bewegliche Gegenklinge bewegt. Die Geschwindigkeit dieser Bewegung muß für Gras höher sein als für Getreidehalme sonst verstopft die Vorrichtung. Angetrieben wird die Schneidevorrichtung entweder durch Bodenantrieb (das setzt eine gewisse Geschwindigkeit der Zugtiere voraus) oder durch einen Hilfs- / Aufbau- Motor. Diese von der Zuggeschwindigkeit unabhängige Variante bedeutet weniger Störungen auf rutschigem Boden und bei ungleicher Halmdichte (Handaussaat). Obwohl mit dem Aufschwung der Traktoren Kreiselmäher verstärkt zum Einsatz kamen, haben Balkenmäher nach wie vor in schwierigem Terrain und beim Einsatz von Zugtieren ihren festen Platz.

Das Aus- und Einkuppeln des Antriebs erfolgt vom Kutschersitz aus, zum Heben und Senken des Schneideapparates (Maulwurfshaufen und andere Hindernisse) dient der rechts-seitige lange Hebel. Zum Transport wird der Balken ganz hochgeklappt und senkrecht arretiert.

Detailaufnahme eines Fingermähbalkens
Detailaufnahme eines Fingermähbalkens

Bei den Balkenmähern werden Fingermähbalken und Doppelmessermähbalken unterschieden.

Fingermähbalken haben stumpfe Metallfinger an denen scharfe Klingen die Gras- bzw. Getreidehalme im enganliegenden Vorbeistreifen zerschneiden. Das Mähwerk setzt sich zusammen aus dem Fingerbalken, einer Stahlschiene mit geschlitzten Fingern und dem eigentlichen Messer, einem Stahlstab mit dreieckigen Messerplättchen. Bei der Vorwärtsbewegung wird die Messerschiene in dem Fingerbalken hin und her geschoben; die dreieckigen Messer erhalten ihre Führung durch die Schlitze der Finger und schneiden die Halme ab, indem sie wie der scharfe Teil, die Fingerkanten wie der stumpfe Teil einer Schere fungieren. Diese Technik ist häufig in der Landwirtschaft zu finden. Der Fein- oder Tiefschnittbalken für einen sauberen, bodennahen Schnitt hat ca. 38 mm Fingerabstand und 2 Finger pro Klinge, verstopft jedoch leicht bei dicht stehendem Gras auf fetten Wiesen. Der Normal- oder Mittelschnittbalken hat ca. 51mm Fingerabstand und 1,5 Finger pro Klinge. Bei sehr dicht stehendem oder liegendem Schnittgut besteht aber auch hier Verstopfungsgefahr. Der Grob- oder Hochschnittbalken hat ca. 76mm Fingerabstand bei 1 Klinge pro Finger, ist weniger empfindlich gegen das Verstopfen, benötigt weniger Zugkraft, mäht aber bei feinem Gras nicht sehr sauber. Der erste Mähbalken wurde zur Futtergewinnung (Grummet) gebraucht, der zweite zur Heugewinnunng und der dritte für die Getreideernte. Manchmal hat man auch kleines Buschwerk damit kurzgehalten.

Doppelmessermähbalken bestehen aus 2 Balken mit scharfen Klingen von denen entweder beide gegeneinander laufen oder ein Balken ist fix und der zweite beweglich. Diese Mähwerke sind vor allem im Gras weniger störungs- bzw. verstopfungsanfällig. Man kann versuchen bei den alten Maschinen einen Fingermähbalken durch einen Doppelmessermähbalken zu ersetzen, das ist technisch jedoch durchaus aufwendig.

Die dreieckigen Messerschneiden sind entweder glattrandig oder feilenartig; die glatten Messer sind mit hoher Geschwindigkeit ideal für weiche Halme, Gras, Klee, Sommergetreide, müssen allerdings laufend nachgeschärft werden, während die feilenartigen /sägeförmigen sich mit geringerer Geschwindigkeit für Wintergetreide, Lupinen eignen und nur selten schärfen brauchen.

Was bei Mähen noch zu beachten ist...
Wenn der Messerbalken selbst in Ordnung aber mit Flugrost behaftetet ist, kann man ihn wieder blank bekommen, in dem man mit abgesenktem Balken einige Meter auf einer bereits gemähten Wiese fährt oder auf einem grasbewachsenen Feldweg ein Stückchen mäht. Es versteht sich in jedem Fall auf Fremdkörper wie Steine etc. zu achten.

Die Fahrtrichtung beim Mähen mit einer Mähmaschine ist immer gegen den Strich, d.h. man fährt gegen oder, sollte das aus irgend einem Grund nicht geht, quer zum Schnittgut.

Es ist sinnvoll Gras mit der Mähmaschine - im Gegensatz zur Sense - nicht in den frühen Morgenstunden zu mähen, sondern später am Tag, wenn das Gras weitgehend abgetrocknet ist. Die Art des Schneidens einer Sense unterscheidet sich von dem eines Mähbalkens: das Sensenblatt “zieht” durch das Gras (der Schnitt am Halm selbst ist schräg) während der Messerbalken das Schnittgut zwischen den Fingern aufnimmt und die Messerklinge es gegen die Gegenschneidplatte der Finger abschneidet (der Schnitt ist gerade). Beim Mähen in den taunassen Morgenstunden hat man bei Maulwurf-, Schermaus-, Ameisenhaufen das Problem, daß diese Erde - insbesonders bei hohem Lehm-,Tongehalt - die Finger leicht verstopft, sich deshalb das Schnittgut umlegt, der Mähbalken angehoben wird und kein sauberes Mähen mehr möglich ist. Wenn man dagegen erst mit dem Mähen beginnt, wenn das Gras bzw. diese Erdehaufen so weit trocken sind, dass die Finger durch diese Erde durchfahren ohne zu verkleben, dann ist in der Regel ein leichteres und sauberes Arbeiten möglich.

Beim Mähen fängt man von außen rund um die Wiese / das Feld an. Damit bei der nächsten Runde das linke (Antriebs-)Rad nicht über das geschnittene Gut rollt, ist an der Spitze des Mähwerks ein sog. Spurreiniger angebracht, der das Schnittgut nach innen schiebt. Die benötige Zugkraft beträgt zwischen 70 und 150 kg/m Schnittbreite also sind i.d.R. zwei Zugtiere notwendig. Die Schnittleistung wird mit ca. 3,5 ha pro Tag angegeben.

Da durch den Bodenantrieb und die geforderte Geschwindigkeit an die Tiergespanne hohe Anforderungen gestellt werden haben früher häufig Kleinbetriebe zusammen arbeiten müssen. Für Arbeitsrinder ist es schwierig das erforderliche Tempo vorzulegen. Bodenangetriebene Mähmaschinen für Rinder haben deswegen im Getriebe eine andere Übersetzung und können genauso von Pferden gezogen werden, nur umgekehrt funktioniert das nicht. An Hand der Typen-/Seriennummer ist eruierbar, ob es sich um eine solche für Pferde oder für Rinder handelt.

Eine weitere Möglichkeit ist das Mähwerk von einem Aufsatz-/Hilfsmotor antreiben zu lassen (oder dafür umrüsten), dann sind die Zugtiere "nur" noch für den Transport über die Wiese zuständig.

Grasmäher wurden mit Schnittbreiten von 3 ft, 3,5ft, 4ft, 4,5ft und 5ft (~ 100cm bis 152cm) hergestellt. Da die Schnittbreite und Spurweite übereinstimmen müssen, kann man einen Messerbalken nicht einfach beliebig aus oder umtauschen. Man stelle sich das Ergebnis vor, wenn eins der Zugtiere im noch stehenden Gras laufen müßte... Genauso schlecht ist es, wenn die Räder laufend im schon gemähten Gras rollen: erstens wird dadurch das Mähgut verschmutzt und zweitens schwindet die zum Antrieb so dringend notwendige Bodenhaftung.

Noch eine Besonderheit haben diese Mähmaschinen im Tierzug: es wird sich keine Mähmaschine finden, bei welcher die Deichsel in der Mitte der Radspur (wie bei einem Wagen) ist, sondern immer in der Mitte der gesamten Arbeitsbreite der Maschine, dort wo man den Arbeitsschwerpunkt vermuten würde (in aller Regel etwa 40cm bis zur Mitte des rechten Rades bei Rechtsauslegern). Dieser Arbeitsschwerpunkt ist unter anderem auch von der Qualität des Mähwerkes abhängig: je stumpfer die Messer, je schlechter angepaßt die Mähbalken desto mehr Seitwärtsdrift entsteht. Das geht im Endeffekt alles von der möglichen Zugkraft ab und erschwert das Arbeiten für die Tiere. Dem rechten Tier bleibt als Laufbereich der Abstand von der Deichsel bis zum Innenschuh des Mähbalkens. Unterschiedlich lange Schwadbretter helfen diesen Weg vom Mähgut frei zu halten. Die Mähkante dient gleichzeitig der Orientierung des rechten Zugtieres.

Ins Getriebe gehört 90ger oder besser 70ger Getriebeöl. Beim Einfüllen muß man darauf achten daß die Mähmaschine so steht wie sie zum Einsatz kommt: die Deichselspitze 80cm vom Boden entfernt; dann kann man das Öl bis zur Markierung bzw. dem Überlauf auffüllen. Gleichzeitig funktioniert die Schmierung in dieser Lage am besten.

Die Getreidemähmaschine (die das stengligere Schnittgut zusätzlich in Schwaden / Haufen ablegen muß) besteht eigentlich aus zwei Teilen: der Mähmaschine und der Ablegevorrichtung. Die Mähmaschine ist der Grasmähmaschine recht ähnlich, das Getriebe hat eine kleinere Übersetzung, was die Messergeschwindigkeit herabsetzt. Zusätzlich kommen manchmal sog. Sägemesser zum Einsatz. Die Ablegevorrichtung muß das gemähte Getreide aus dem Weg nach hinten links schaffen, so daß es hinter den Rädern der Mähmaschine zu liegen kommt und die Zugtiere nicht durchlaufen müssen.

Getreidemähmaschinen mit Handablage werden aus Grasmähmaschinen umgebaut, in dem an den Messerbalken ein Lattenrost angehängt und auf den Mähmaschinen - Rahmen ein zweiter Sitz geschraubt wird für den Arbeiter, der die auf die Ablage fallenden Getreidehalme mittels eines groben Rechens nach hinten schiebt, sobald sich etwa eine Garbe voll angesammelt hat, wobei er gleichzeitig mit einem Fußhebel den Lattenrost nach hinten abkippt. Diese Mähmaschinen eignen sich nur für den kleinen Landwirtschaftsbetrieb und für vorrangig Grünlandbetriebe.

Bei den Getreidemähmaschinen mit selbsttätiger Ablage besteht die Ablegevorrichtung aus mehreren Rechen, die sich langsam um eine senkrechte Welle drehend das stehende Getreide gegen den Mähbalken führen oder die geschnittenen Halme über die Ablage seitlich hinter der Mähmaschine ablegen, je nach Einstellung. In der Rückbewegung der Rechen werden sie so geführt, daß sie den Fahrer nicht treffen. Ein Brett verhindert, daß Halme in das Getriebe kommen und mit Hilfe zusätzlicher Ährenheber wird sichergestellt, daß auch überhängenden Ähren nicht ins Messer geraten. Durch den sog. Teiler wird eine saubere Trennung der stehengebliebenen von den abgeschnittenen Getreidehalmen erzeugt. Es gibt nur ein Haupttrag- bzw. Antriebsrad, denn während des Mähens wird die Ablage und der Mähbalken durch ein Unterstützungsrad gehalten. Zum Transport werden Rechen und Ablage hochgeklappt, das Unterstützungsrad abgenommen und auf eine Achse am Mähmaschinenrahmen aufgesteckt. Das Streuen einzelner Halme zwischen den Garbenhaufen vermeidet man durch passende Einstellung des Rechenkopfes bzw. der Rechen selbst. Bei ebenen und steinfreien Feldern kann die Stoppelhöhe sehr gering (5–8 cm) gewählt werden; das geschieht durch einen Hebel und das an der äußeren Seite der Ablage befindliche Unterstützungsrad. Es läßt sich wie bei Gras nur aufrechtes oder gegen den Schnitt liegendes Getreide einwandfrei mähen; sonst lassen entweder die Stoppelhöhe oder die Ablage zu wünschen übrig.

Beim Getreidemähen sind gutes Schmieren, die Verwendung von Pferdeschonern, nicht zu rasches Fahren, ruhige Zugtiere, Wechselgespanne (Zugkraftbedarf 50–100 kg / m Schnittbreite), scharfe Messer, gerade Bahnen, volle Schnittbreite und Unterbrechung der Ablage in den Ecken des Feldes wichtig. Die Tagesleistung schwankt zwischen 3 und 5 ha.