Meine Mama ist eine ganz liebe und freundliche Kuh, die hat sogar unsere Chefkuh in die Box gelassen. Die mußte erst mal schaun ob ich ein Bub oder ein Mädchen bin, mensch, mit dem Namen ist das doch klar! Hier schaun mich alle ganz neugierig an, wo ich wohl herkomm ... Hmm, so genau weiß ich das jetzt auch nicht, aber die Mama sagt, das ist auf alle Fälle in Ordnung so wie es ist.

Das hat richtig schnell geklappt. Sobald ich mein Gleichgewicht einigermaßen gefunden hatte hab ich mich auf die Suche nach den 4 Zitzen gemacht. Meina Ma, die Hanna, hat mir ein bißchen geholfen und sich passend hingestellt. Dann mit der Nase ein wenig gestupst daß ich ja ned verkehrt suche, vorne gibt es halt keine Milch. Ich sag's Euch, der weiße, dickflüssige Saft ist sowas von belebend, da kehren die von der Geburt erschöpften Kräfte gleich zurück.

Ich bin jetzt 6 Wochen alt - und in die Schule gekommen. Ich geb's zu, am Anfang hab ich mich ganz schön blöd angestellt. Hab mich einfach fallen lassen, weil ich nicht wußte was die Leute und die Chefkuh von mir wollten. Die Mama hat sich umgeschaut, die Leute haben mich wieder hingestellt (und das obwohl ich meine Beine fest angezogen hab) und nach dem vierten Mal - wir waren noch mitten im Hof - hab ich eine Eingebung gehabt. Ich bin vorsichtig neben der Mama hergelaufen, und siehe da es klappt prima! Und wenn die Chefkuh "Ho" sagt, bleiben wir alle stehen, die Chefkuh, die Leute, die Mama und ich.

Immer wenn man jemand braucht ist keiner da! Jetzt steh ich hier und weiß nicht ob man das fressen kann. Das gelbe Teil nennen sie Löwenzahn, das hab ich schon probiert, schmeckt richtig süß und lecker. Die Blätter ein wenig bitter aber die Mama sagt er ist gesund. Und was ist nun mit dem Stengel und den grauen Schirmchen, die beim leisesten Pusten davonfliegen. Kann man das fressen und wenn ja, wie??

Wir kümmern uns fleißig um das gemähte Gras von der anderen Seite vom Zaun. Immer wenn das hochgewachsen ist im Juni nimmt unsere Chefkuh die Motorsense und schiebt alles was ihr in die Quere kommt unter dem Zaun durch. Die Großen traun sich mit ihrer Nase bis ganz nah an die Stelle ran wo gemäht wird, ich bin da noch vorsichtiger, das Gerät macht nämlich einen Höllenlärm und ich erwisch auch so noch genug von dem Grün.

Es ist kurz vor Sylvester, anno 2019. Kalt aber sonnig. Wir dürfen raus und feiern unsere Sylvesterparty selbstverständlich auf unserem geliebten "Berg". Ich hab den obersten Platz ergattert, von hier kommt man im Sommer an die leckersten Eschenblätter. Jetzt ist die Mühe grad umsonst, schad. Spaß haben wir trotzdem jede Menge! Endlich mal wieder raus aus dem Stall!

Wir schreiben August 2019 und das Wetter ist herrlich. Unsere Chefkuh läßt uns zum Aufräumen auf den Vorhof. Ist recht, denn die Weiden haben wir schon deutlich eingekürzt. Hier findet sich neben Unkraut manch Leckerbissen, zB. wilde Brombeer-Ranken, Ahorntriebe, Eschenblätter. Selbst den Weißdorn haben wir gestutzt. Leider auch die kleine Eiche, das gab Schelte. Neeeiiin, ich war das selbstverständlich nicht! Wie kommt Ihr bloß da drauf. Übrigens, die hornlose Schmalgoaß neben mir ist der Sylvester.