Umgang mit Rindern

Tips und Tricks für den Umgang mit Rindern

  • Beim Umgang mit Rindern ist es von großem Nutzen Ruhe zu bewahren, Geduld zu haben und sich (viel) Zeit zu lassen!
  • Alle Rinder folgen ihrem Leittier, also macht es Sinn diesen natürlichen Instinkt zu unserem Vorteil zu nutzen. Es gilt die Leittiere in der Gruppe / Herde zu identifizieren und sich dann darauf zu konzentrieren, diese in die gewünschte Richtung zu treiben, damit der Rest der Herde folgen kann.
  • Wir sollten immer daran denken wie Rinder sehen! Wir halten uns so wenig wie möglich in ihrem blinden Bereich auf um zu verhindern, daß wir getreten werden oder die Tiere erschrecken und wir sollten uns bewußt sein, daß unsere Rinder durch ihre miserable dreidimensionale Tiefenwahrnehmung in manchen Situationen überfordert sein können.
  • Rinder werden störrisch wenn sie ein flatterndes oder sich bewegendes Objekt sehen. Bevor wir Rinder verladen, sollten wir also Treibgänge ablaufen und auf Augenhöhe der Tiere kontrollieren ob solche Hindernisse die Bewegung der Rinder hemmen oder diese gar zum Scheuen bringen.
  • Wenn immer möglich sollten Laderampen,Treibgänge und Fangstände in Nord-Süd-Richtung plaziert werden um den Winkel der Sonneneinstrahlung zu optimieren und den der Schatten zu minimieren, weil diese dunklen Bereiche Rinder natürlicherweise zum Zögern veranlassen. Die Tiere werden auch stehenbleiben, wenn sie direkt in die Sonne schauen müssen und oft genug wird ein einzelner Schatten, der quer über den Weg fällt, den Vorwärtsdrang unterbinden.
  • Rinder haben eine angeborene Veranlagung sich auf Licht zuzubewegen und werden deshalb dunkle Verschläge meiden. Wenn also Rinder bei Nacht verladen werden müssen, kann ein kleines Licht im Anhänger was ihnen nicht direkt in die Augen strahlt schon hilfreich sein, weil es die Tiere anlockt.
  • Für verbesserte Konzeptionsraten sollten Kühe bei der künstlichen Besamung so sanft wie möglich behandelt werden, sie sollten sich weder aufregen noch ängstigen. Gleiches gilt für das Melken im Melkstand. So sollte dieser Platz tunlichst nicht für unangenehme Behandlungen wie Injektionen etc. genutzt werden.

Wir haben die Wahl wie wir unsere Rinder behandeln!

Denjenigen viel Glück, die das Winken mit dem roten Tuch und ein "Olé" der Vollständigkeit halber vorziehen.

Wir, für unseren Teil, arbeiten lieber ruhig und effizient in einem möglichst stress-armen Umfeld. Das ist gut für uns, für unsere Tiere und unsere Reputation.
Es gibt schon genug Stress auf der Welt, da muß man nicht zusätzlich noch Druck machen!

frei übersetzt nach einem Artikel von Larry Smith II, Mitglied im Vorstand der ITLA

Tips und Tricks bei Arbeiten mit Treibgang und Fangstand

Wenn es gelingt Aufregung bei den Tieren zu vermeiden bedingt das ein ruhigeres Treiben und besseres Lenken der Rinder; das wiederum senkt die Verletzungsgefahr für Mensch und Tier und den Stresspegel beim Menschen!

  • Es macht keinen Sinn die Rinder, die man treiben möchte, auf das Engste vor dem Treibgang zusammen zu pferchen. Um sich bewegen zu können brauchen die Tiere Platz. Also geht es schneller, wenn wenige Rinder im Vorraum warten und sich frei bewegen können, als wenn viele Rinder sich an der Engstelle der Treibgang-Mündung gegenseitig blockieren. Bitte auch im Hinterkopf behalten, daß eine von den Tieren zurück geschobene Begrenzung schnell gefährlich werden kann für die Person die dahinter steht, um z.B. das Tor zu schließen. Das gilt um so mehr, je dichter die Herde auf der anderen Seite gepackt steht.
  • Zutreiben soll ein konstanter Prozess sein, nicht viele Tiere, die dann stocken, und wieder viele Tiere.
  • Tiere wollen dahin gehen, wo sie hinschauen können, also keine scharfen Kurven in Treibgängen.
  • Kein blendendes Licht, keine Lichtflecken, keine reflektierenden Pfützen und Metallteile oder direktes Sonnenlicht von vorn, keine für das Rind schlecht sicht- und abschätzbare Hindernisse wie Gullideckel, Löcher im Boden, Risse im Asphalt, Schläuche etc. im möglichst rutschfesten Treibgang.
  • Ein seitlicher Sichtschutz mindestens 1,5m hoch verhindert nicht nur neugieriges Stehenbleiben und Erkunden, er verhindert auch Verletzungen durch Gitter und Stangen.
  • Keine steilen Stellen an Rampen (kleiner als 10° ist ideal) und keine Stufen.
  • Kein lautes Rufen, Brüllen, Schreien! Es reicht, wenn die Rinder uns sehen - sie wollen uns sehen! Das geht so weit, daß sie sich umdrehen statt vorwärts zu laufen, wenn wir von hinten kommen.
  • Keine unnützen Personen im Arbeitsbereich. Die Tiere gewöhnen sich an den Anblick von herumstehenden Menschen und reagieren dann nicht mehr bereitwillig, wenn der eigentliche Treiber kommt. Rinder sind wie Männer: sie können sich immer nur auf eine Sache konzentrieren wink
  • Kurze Wege im Treibgang; je länger dieser ist, desto länger stehen die Tiere darin, desto ehr kehren sie um oder es fällt ihnen ein anderer in dieser Situation ungeeigneter "Zeitvertreib" ein.
  • Schmale Treibgänge sind den doppelt breiten vorzuziehen. Meist ist nur eine Person da zum Nachtreiben und die wird von den Rindern auf der entfernten Seite nicht gut wahrgenommen; außerdem können sie leichter Umdrehen im breiteren Gang.
  • Wenn das im Fangstand festgehaltene Tier diesen verläßt, sollte das nachfolgende Rind unmittelbar anstehen, es läuft dem Schwanz nach welcher vor ihm verschwindet und braucht nicht getrieben zu werden. In einer Squeeze-Chute sollte das Tier mit den Seitenteilen verlangsamt werden bevor es mit dem Headgate fixiert wird, sonst kann es durch das plötzliche Anprallen mit hoher Geschwindigkeit am Hindernis zu heftigen Verletzungen kommen. Die Seitenteile müssen für das nächstfolgende Rind nicht völlig geöffnet werden, denn wo ein Tier den Fangstand verlassen kann ist Platz genug für das nächste.
  • Wir sind gut, wenn wir keine elektrischen Treibhilfen brauchen!
  • Keine Schläge! Jeder einzelne davon hinterläßt Spuren ...
Keine Schläge!

Hier die Anleitung des LSU/AG Center zum Bau eines fahrbaren Fang- bzw. Zwangsstandes (pdf, 135,6 KiB). Es setzt gute Metaller - Fähigkeiten voraus, ist aber sehr detailliert dargestellt.

»Wenn man es schafft, die erste Zitze einer wilden Kuh zu melken, dann gelingt es irgendwann auch, alle vier zu erwischen.«